Anri Sala - Klang, Bild und Architektur

In Anri Salas Arbeiten spielen musikalische Phänomene eine übergeordnete Rolle. Seine transformativen, zeitbasierten Werke entwickeln sich aus einem dichten Beziehungsnetz zwischen Klang, Bild und Architektur.

Ein wiederkehrendes Medium in der Ausstellung ist der Film. Dabei gibt es bei Sala im Gegensatz zum herkömmlichen Kino kein stringentes Narrativ oder gar Schauspieler_innen, es sind vielmehr musikalische Stücke, die in den Arbeiten zu den eigentlichen Protagonisten werden. Das Filmische entsteht aus dem Musikalischen und nicht, wie üblich, umgekehrt. Dabei tauchen die Besucher_innen in ein bildhaft-akustisches Raumerlebnis ein.

Das Kunsthaus Bregenz mit seiner auratischen Präsenz und besonderen Akustik bietet den perfekten Resonanzkörper für die Kunst Anri Salas, die stets den Ausstellungsraum miteinbezieht. Dabei geht es ihm nicht darum, einfach auf den gegebenen Raum zu reagieren, sondern darum, die Bedingungen dafür herzustellen, dass die verschiedenen Arbeiten miteinander und mit dem Publikum in Beziehung treten können.

In der Ausstellung im Kunsthaus Bregenz sind neuere und gänzlich neue Werke zu sehen. Ein Plattenspieler, freischwebend in einer verlassenen Raumkapsel, das leise Scharf und Unscharf der Konturen der Architektur, eine Gartenschnecke, die sich langsam über einen Violabogen bewegt, eine alte Druckwalze, deren metallenes Muster in gespenstische Töne Übersetzt wird.

All dies sind Elemente und Bilder, die Anri Sala einsetzt, um kreative Verlagerungen anzuregen und bestehende Bedeutungszusammenhänge zu hinterfragen.

Wie in vielen von Anri Salas Arbeiten ist auch in den sechs Bildern der KUB Billboards »Zeit« das grundlegende Thema. Die Bilder entstanden aus einer künstlerischen Korrespondenz mit Kurator Hans Ulrich Obrist. Zeitlichkeit erscheint hier in Form von fragmentierten Zifferblättern auf Fotos, die Sala mit dem IPhone aus dem Fenster eines Flugzeugs gemacht hat. Die Serie stellt nicht nur dem scheinbar schnellen Schnappschuss die feine, fast malerische Bearbeitung des Bildes gegenüber, sondern paart zugleich die zeitlose Erhabenheit des weiten Himmels mit der Konkretheit der fortwährend tickenden Uhr.

Anri Sala (geb. 1974 in Tirana, Albanien) lebt und arbeitet in Berlin.

Anri Sala
17. Juli bis 10. Oktober 2021