Anleitung als Anregung

"Der Fotograf ist der einzige Bildermacher, der mit einem fertigen Bild beginnt. Seine Gefühle, sein Wissen und sein natürliches Talent werden gebündelt und mit dem Betätigen des Auslösers, dem Verschluss der Blende, unwiderruflich festgehalten." So wird Edward Steichen zitiert, dazu sein Foto von Greta Garbo, 1928, und die Anweisung: Nicht vergessen: Fotografieren ist einfach und schwierig zugleich. Der Titel "Das perfekte Bild – Die Geheimnisse der großen Fotografen" ist vielversprechend anregend und hält – was das Buch in Ankündigung und Einleitung will, nicht. Und das ist gut so! Praktische Ratschläge und technischen Tipps sollten nämlich jedes Genre, jeden Stil sowie jeden Kameratyp abdecken und sich für Einsteiger ebenso wie für fortgeschrittene Hobbyfotografen eignen.

Eine Irrleitung. Man kann sich diesem Buch auch anders nähern und will es dann gar nicht mehr aus der Hand legen. "Das Portrait ist nicht die Person", "Drehen Sie das Bild auf den Kopf", "Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran", "Arbeiten Sie schnell" sind Überschriften zu den einzelnen Sequenzen, die auf ein Foto einer/eines (meist sehr berühmten) Fotografin/en eingehen. Diese Sätze könnten als Anleitung gelesen werden, mit der jeweiligen Erläuterung und teilweise den Zitaten von Fotograf/in erschließt sich jedoch der Witz mit Esprit. Auf die Tipps für die Bewerbung um ein Stipendium und wie man ein Fotobuch mit Crowdfunding finanziert, könnte man verzichten, "kill your darlings" und Datensicherung sind eventuell schon hilfreich, falls man das illustre Buch nicht nur als interessante Kulturgeschichte der Meisterfotografie und zur anregenden Schau in die Welt verwenden will.

Paul Lowe:
Das perfekte Bild. Die Geheimnisse der großen Fotografen
Paperback , Klappenbroschur, 240 Seiten, 15,0 x 20,0 cm, 220 farbige Abbildungen, Verlag Prestel, 2021
ISBN: 978-3-7913-8762-8