Andreas Werner - Galaktal

Andreas Werner sieht sich als Romantiker des neuen Jahrtausends und transferiert das utopischatmosphärische Klima von Natur und Landschaft vom 19. Jahrhundert in die Gegenwart. Initialzündung war Werners Begegnung mit Caspar David Friedrichs ikonischem Landschaftsbild "Das Eismeer" mit dem Zusatztitel "Die gescheiterte Hoffnung" in der Hamburger Kunsthalle.

Darin türmen sich Eisschollen zu einer arktischen Kathedrale und begraben ein gekentertes Schiff. Werner interpretiert und modernisiert Friedrichs Eislandschaft in seinen kleinformatigen zeichnerischen Serien "Eisberg", "Landscape" und "Vastness".

"Vastness" war auch Titel für Werners Diplomausstellung auf der Akademie der bildenden Künste Wien im Jahr 2012. Die Bilder bewegen sich zwischen naturalistischem Illusionismus und flächig konstruktiver Abstraktion. Zum Teil fasst der Künstler die aus dem Wasser ragenden Eisblöcke mittels Schraffuren zu plastischen Gebilden, zum Teil reduziert er sie auf ihre Silhouette. Himmel und Wasser werden zu ornamentalen Rasterflächen minimalisiert. Dabei verstummen die konstruierten Landschaftsbilder nicht zu einem strengen Formalismus, sondern werden laut Werner zu "Denk- und Gefühlsräumen".

Der Künstler arrangiert sie in dynamisch installierten Blöcken an der Wand, wo sie miteinander kommunizieren und "narrative Assoziationsstränge" erzeugen. Natur im geologischen Sinne wird sichtbar, wenn Andreas Werner Aufschichtungen oder seismografische Spuren in seinen Werken verarbeitet. Mittels Hand zieht er gleichmäßige Spuren und Amplituden, Berge und Bäume erscheinen wie geometrische Figuren der Natur, von einem digitalen Ordnungssystem abgerufen. Geometrie, Struktur und Konstruktion sind ebenso in Andreas Werners rein abstrakten Bildern präsent, die parallel zu seinen Landschaftsbildern entstehen. Sie werden allerdings von der freien Geste und den heftigen malerischen Spuren in gesprayter greller Farbigkeit vernebelt.

Grafit-geschwärzte Raketenobjekte auf monumentalen Papierbahnen, die eine Reise zum Mond antreten könnten, sind neuere Arbeiten Werners. Sie entpuppen sich allerdings als hybride Konstruktionen aus Raketen, Robotern, Möbelstücken oder Tempelanlagen. In diesen archaisch-futuristischen Gebilden schwingt etwas Nächtlich-Unheimliches mit. Mit diesen Arbeiten war der Künstler 2019 schon in der Gruppenausstellung "Ticket to the Moon" in der Kunsthalle Krems vertreten. Die Raumrouten und Werners Vermessungen der Galaxie begleiten die monströs aufragenden Raketenobjekte und werden in eigens angefertigten Schaukästen als pseudowissenschaftliche Beigabe präsentiert. Der nachtschwarze Himmel, die dunkle Weite und Leere werden erfüllt vom stellaren Schein, wenn der Künstler in seinem rezenten Werkblock "When the dark sky illuminates" vielfärbige Schichten und grafische Spuren aus der schwarzen Farbe hervortreten lässt.

Andreas Werner. Galaktal
20. November 2021 bis 3. April 2022
Kurator: Florian Steininger