Die Hamburger Kunsthalle präsentiert erstmals in einem repräsentativen Überblick das facettenreiche Schaffen des schwedischen Künstlers Anders Zorn (1860–1920), der um 1900 zu den berühmtesten Künstler:innen weltweit zählte.
In Europa avancierte er zu einem regelrechten Malerstar, und in den Vereinigten Staaten ließen sich neben diversen Mitgliedern der amerikanischen High Society sogar zwei Präsidenten von ihm porträtieren. In Schweden gilt Zorn bis heute als eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten. Die Hamburger Ausstellung umfasst über 150 Arbeiten, darunter diverse Hauptwerke wie das wohl bekannteste Gemälde „Mittsommertanz” (1897), das noch heute oftmals verwendet wird, um ein charakteristisches Bild von Schweden zu vermitteln oder für das Land zu werben. Zu den ausgewählten Exponaten zählen aber auch eher selten gezeigte Gemälde und Aquarelle, seine eindrucksvollen Radierungen sowie einige Kleinskulpturen. Zu sehen sind neben Porträts nordische Landschaften, Alltagsbeobachtungen aus Zorns schwedischer Heimat und aus europäischen Metropolen sowie Akte in der Natur.
Auf Einladung des Kunsthallen-Direktors Alfred Lichtwark hielt sich Zorn im Winter 1891/92 in Hamburg auf, um mehrere atmosphärische Ansichten des Hafens zu schaffen. Auch diese sind Teil der Ausstellung. Lichtwark erhoffte sich Zuwachs für seine im Jahr 1889 gegründete Abteilung „Sammlung von Bildern aus Hamburg”, für die er renommierte Künstler in die Hansestadt einlud. Zorn war der erste nichtdeutsche Künstler, der aus diesem Anlass nach Hamburg kam. Die internationale Bedeutung des schwedischen Künstlers wird durch die leihgebenden Institutionen und Privatsammlungen eindrucksvoll unterstrichen. So kommen Werke unter anderem aus Berlin, Boston, Florenz, Genf, Göteborg, Helsinki, Mora, New York, Stockholm und Washington in die Kunsthalle. Aus den eigenen Beständen des Hauses werden rund 30 Radierungen und eine Zeichnung des Künstlers zu sehen sein.
Zorn, der in einfachen Verhältnissen in der mittelschwedischen Provinz Dalarna aufgewachsen war, sorgte bereits während seiner Studienjahre an der Stockholmer Kunstakademie für Aufsehen. Zorn agierte stets äußerst strategisch und hatte mit Emma Lamm, seiner späteren Frau, eine Partnerin an seiner Seite, die ihm wichtige Kontakte vermittelte und seine Karriere plante. Schon früh folgte Zorn seinem Drang in die Ferne. In den 1880er-Jahren bereiste er Frankreich, Spanien, Nordafrika und das Osmanische Reich. Während seiner Londoner Jahre (1882–1885) etablierte er sich auf dem englischen Kunstmarkt. In Paris (1888–1896) erlebte er den Durchbruch des Impressionismus aus erster Hand und eroberte ab 1893 die USA im Sturm. Garant für den immensen Erfolg war neben dem Gespür für zeitgemäße Themen Zorns einzigartige technische Begabung. Seine Werke wirken ungemein leichtfüßig und atmen eine faszinierende Spontaneität, obwohl sie in einem aufwendigen und überaus kalkulierten Arbeitsprozess entstanden. Zunächst war Zorn fast ausschließlich als Aquarellist tätig, doch ab 1887 wurde die Ölmalerei zunehmend zu seinem maßgeblichen Betätigungsfeld – bis in seine letzten Schaffensjahre hinein.
1896 ließ sich Zorn mit seiner Frau dauerhaft in Mora nieder, wo er 1920 im Alter von nur 60 Jahren starb.
Anders Zorn
Schwedens Superstar
Bis zum 25. Januar 2026