And Berlin Will Always Need You

Vom 22. März bis 16. Juni 2019 lädt der Gropius Bau ein, die Bedeutung manueller Arbeitsprozesse und das Konzept von Handwerk in der zeitgenössischen Kunstszene Berlins zu erkunden. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Geschichte des Gropius Bau, der einst als Kunstgewerbemuseum und Lehrinstitution diente. "And Berlin Will Always Need You. Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin" ist eine zeitgenössische Ausstellung, die Berliner Künstler*innen und ihre künstlerische Praxis vorstellt. Während des 100-jährigen Jubiläums des Bauhauses im Jahr 2019 sind Kunst und Kunsthandwerk gleichberechtigt nebeneinander in einer Zusammenstellung bestehender und eigens für die Ausstellung entstandener Werke zu sehen. Beleuchtet werden traditionelle Produktionsmethoden, Ästhetik und Materialität sowie historische Artefakte und Gegenstände.

Der Gropius Bau selbst bildet den thematischen Ausgangspunkt der Ausstellung, die sich auf die historischen Anfänge des Gebäudes als Kunstgewerbemuseum und Stätte archäologischer und ethnologischer Sammlungen stützt. Der Gropius Bau wurde von den Architekten Heino Schmieden und Martin Gropius, dem Großonkel des Bauhausgründers Walter Gropius, geplant und 1881 als erstes Kunstgewerbemuseum mit angeschlossener Lehrinstitution eröffnet. (Die Schule war bereits 1867 gegründet worden.) Diese neuartige Kombination von Museum und Lehre entsprach den Vorstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der Moderne, welche die Kunstgewerbesammlung als Modell für zeitgenössisches Kunsthandwerk und Industriedesign vorsah. Zur Zeit der industriellen Revolution sollten so hohe Qualitätsstandards gewährleistet und eine zeitgemäße und wettbewerbsfähige Produktion auf dem internationalen Markt sichergestellt werden. Berlin, heute ein außergewöhnlicher Ort kreativer Prozesse, diente als geografische Drehscheibe für die Textilproduktion und förderte die Diskussion über die sich verändernden Bedingungen der handwerklichen Produktion in Bezug auf die Massenproduktion. Dieses Streben nach stilistischer Vielfalt und Perfektion zeigt sich immer noch in den Mosaiken und Majolika sowie den Friesen an der Fassade des Gropius Bau.

Die Gruppenausstellung "And Berlin Will Always Need You. Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin" thematisiert zentrale Aspekte künstlerischen Schaffens wie Urheberschaft, Arbeitsprozesse, Interpretation, Souveränität und Machtstrukturen. Diese vielfältigen Facetten werden in Bezug auf Berlins dynamische zeitgenössische Kunstszene beleuchtet und so die Wahrnehmung von Kunst, Kunsthandwerk und ihrer Präsentation erweitert und neu bestimmt. Die Ausstellung zeigt Werke wie Olaf Holzapfels große, abstrakte Textilarbeiten aus handgesponnenen Naturfasern, die handgefertigten Skulpturen aus Seilaufhängungen, Holz und Leder von Leonor Antunes, mit Perspektiven und Farbübergängen spielende Webereien von Willem de Rooij, einen Paravent aus collagierten, gemusterten Teppichen von Nevin Aladağ, eine Videoarbeit mit zwölf Screens von Theo Eshetu sowie neue Installationen von Chiharu Shiota und Haegue Yang. Die Ausstellung reicht von ornamentalen und dekorativen Elementen, die an visuelle Motive der östlichen Religionen oder byzantinische Mosaike und rituelle Gegenstände erinnern bis hin zur Entwicklung des Designs im 20. Jahrhundert. Sie umfasst Handwerkskunst von Berlin bis Südamerika. Darauf aufbauend beleuchtet die Ausstellung sowohl die industriellen als auch digitalen Spannungsfelder, wirft Fragen auf und erkennt die Herausforderungen an, die mit sinnstiftender Interpretation sowie Modi von (kapitalistischer) Produktion, Besitz und Zusammenarbeit verbunden sind.

Die vielfältigen Verschränkungen und Gegenüberstellungen bringen eine Reihe komplexer Erzählungen mit sich, von denen einige ausgesprochen persönlich, einige universell und andere völlig abstrakt sind. Diese durchdringen die einzelnen Arbeiten und schließlich die gesamte Ausstellung und inspirieren gleichermaßen die Beschäftigung und Assoziationen der Besucherinnen und Künstlerinnen mit alltäglichen und kulturellen Objekten. Darüber hinaus wurde "And Berlin Will Always Need You. Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin" im Kontext des Gropius Bau und der bewegten Geschichte der Institution selbst entwickelt. Auf diese Weise werden die Narrative, die die einzelnen Werke mittels Materialität, Produktionsweise, Arbeitsaufwand, zeitlichem Kontext und räumlicher Anordnung erzählen, um weitere Informationen und Wissensbereiche ergänzt. "And Berlin Will Always Need You. Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin" zeigt die unglaubliche Vielfalt von künstlerischen Praktiken, die heute in Berlin zu finden sind und ist ein erstes Bekenntnis des Gropius Bau eine noch regelmäßigere Plattform für Berliner Künstler*innen sein zu wollen.

Mit Arbeiten von: Nevin Aladağ, Leonor Antunes, Julieta Aranda, Alice Creischer und Andreas Siekmann, Mariechen Danz, Haris Epaminonda, Theo Eshetu, Olaf Holzapfel, Dorothy Iannone, Antje Majewski und Olivier Guesselé-Garai, Willem de Rooij, Katarina Šević, Chiharu Shiota, Simon Wachsmuth und Haegue Yang.


And Berlin Will Always Need You
Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin
22. März bis 16. Juni 2019