Amerikanischer vs. österreichischer Humor
Innerhalb der Jubiläumsausstellung A echta Deix wird seit 05.10.2019 der mittlerweile dritte Exkurs präsentiert. Nach Werken von Künstlerinnen und Künstlern, deren Schaffen von Manfred Deix beeinflusst ist oder war, und einem Ausflug in die Caricature brute mit Beispielen aus der Feder von Tex Rubinowitz widmet sich der dritte Exkurs nun dem US-amerikanischen Cartoonisten Peter Steiner, einem Zeichner des Magazins "The New Yorker".
Diese Zusammenschau stellt indirekt den amerikanischen dem österreichischen Zeichenwitz gegenüber. Einer, der in beiden Welten gleichermaßen zu Hause war, brachte die Finesse des deixschen Humors auf den Punkt: „Er kommentiert die condition humaine [conditio humana] und tut das auf eine ätzende Weise, wie es sie seit Karl Kraus nicht mehr gegeben hat. Seine Themen sind diese ekelerregende Gemütlichkeit, die vorgibt, es sei eh nie nix passiert, und die Arroganz, die verkündet, den Walzer, den Gugelhupf und den Handkuss habe man aus dem Ärmel geschüttelt, und die Donau sei blau wie eh und je.“ Dieses legendäre Zitat von Billy Wilder über den Jubilar nimmt das Karikaturmuseum Krems zum Ausgangspunkt für einen Vergleich zwischen amerikanischem und österreichischem Humorverständnis.
Humor ist ein sehr umfassender Begriff und kennt viele Spielarten: von seicht und oberflächlich über vielschichtig und fein bis zu bissig, boshaft und schwarz. Es ist bekannt, dass sich durch Humor und Lachen angespannte Situationen auflockern lassen. Humor hilft, die Probleme des Alltags zu bewältigen und sich über die Realität zu erheben. Er unterliegt aber immer kulturellen Bedingungen. Es gibt Tabuzonen, die von gesellschaftlichen, politischen, sozialen und religiösen Normen bestimmt sind.
Peter Steiner vergleicht den Stellenwert der Karikatur und den Humor in Amerika und Österreich wie folgt: „Cartoons werden in den Vereinigten Staaten und in Österreich gleichermaßen geschätzt, spielen in den beiden Ländern aber eine unterschiedliche Rolle. Cartoons werden in den Staaten umfassender gesehen. Zeichnungen wie im New Yorker oder auf den Witzseiten hier gibt es in Österreich nicht. Die meisten österreichischen Cartoons haben, glaube ich, einen politischen Drall. Sie bieten nicht die Art von gesellschaftlichem Kommentar, die wir haben. Und natürlich ist der amerikanische Humor 2 ganz anders als der österreichische. Viele Dinge, die Amerikaner/innen amüsant finden, würden Österreicher/innen ein Rätsel bleiben. Man sieht sich die Cartoons im New Yorker an, speziell im älteren New Yorker, und da ist eine Art von spezifisch amerikanischem Humor dahinter, und das lässt sich nicht leicht übersetzen. Sogar politische Cartoons sind anders.“
Biografie
Als Sohn österreichischer Emigranten, die ihre Heimat 1938 verließen, ist ihm die österreichische Mentalität nicht fremd, wenngleich er amerikanisch sozialisiert wurde. Er wuchs in Cincinnati (Ohio) auf und erhielt seine akademische Ausbildung an der University of Miami (Florida). Nach seinem Abschluss unterrichtete er deutsche Sprache und Literatur am Dickinson College in Carlisle (Pennsylvania). In dieser Zeit unternahm er regelmäßig Reisen nach Österreich und Deutschland. Nach acht Jahren gab er schließlich das Unterrichten und somit eine gut abgesicherte berufliche Stellung auf, um Maler zu werden. Gleichzeitig fing er mit dem Zeichnen an, um sich finanziell über Wasser zu halten. Er zog nach Georgia und verkaufte 1979 seinen ersten Cartoon an den New Yorker. Es sollten noch 400 weitere folgen. Der Cartoon mit dem Bildtext „On the Internet, nobody knows you’re a dog“ ist der am häufigsten nachgedruckte in der Geschichte des Magazins. Neben dem New Yorker zeichnete Steiner knapp 20 Jahre lang täglich für die Washington Times. Ungefähr ebenso lang erschien sein wöchentlicher Cartoon in The Weekly Standard. Sein Gesamtwerk besteht aus mehr als 15.000 Zeichnungen. Neben seinem beeindruckenden Schaffen als Cartoonist und Maler begann Peter Steiner in den 1980er-Jahren Romane zu schreiben. Im Exkurs # 3 präsentiert das Karikaturmuseum Krems 23 ausgewählte Cartoons sowie einige humoristische Illustrationen aus seinem Œuvre.
Peter Steiner - Amerikanischer vs. österreichischer Humor. Exkurs #3
5. Oktober 2019 bis 2. Februar 2020
Kurator: Gottfried Gusenbauer
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