Alltagsgeschehnisse in bunter Zeichensprache

Robert Combas hat gerade seinen 50. Geburtstag vollendet - Zeit für eine große Ausstellung mit neuen Werken des in Frankreich gefeierten Künstlers. Das Ludwig Museum, das sich - in Deutschland einmalig - besonders der Erforschung und Vermittlung der französischen Kunst seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts annimmt, ist selbst im Besitz eines wichtigen, großformatigen Werks aus dem Jahr 1986.

Der französische "Künstler-Star" Robert Combas wurde 1957 in Lyon geboren; er lebt und arbeitet seit 1981 in Paris. Im gleichen Jahr noch gründete er zusammen mit Rémi Blanchard, François Boisrond und Hervé di Rosa die Gruppe "Figuration libre". Zwei Jahre später hatte er es "geschafft": Leo Castelli richtet ihm 1983 in New York eine Einzelausstellung aus.

Ähnlich der Hauptstadt Paris sind die Werke von Combas: Sie sind vielseitig und pulsierend, buntfarbig oder zuweilen düster, sinnlich und auch brutal. Schrille Farben, kraftvolle Umrißlinien und die Verwendung verschiedenster Materialien sind seine Mittel, um die witzigen bis grotesken Kompositionen umzusetzen. Die übervollen Bilder - die durchaus den klassischen Bildgattungen Portrait, Genrebild, Historienbild, Allegorie, Stillleben und Landschaft - zuzuordnen sind, halten stets eine Überraschung oder Provokation bereit. Fratzen lauern selbst in den schönsten Blumenarrangements. Voller Leben und Heiterkeit sind die Bilder von Combas, der auch als Bildhauer, Zeichner und Graphiker sowie als Gestalter von Brunnen, Weinflaschenetiketten, Kleidern oder Briefpapier in der Kunstwelt einen Namen hat. Vielleicht sind hierunter sogar die Szenen aus der Welt der Musik seine Liebsten - denn dieses Fach ist neben der Malerei die große Passion von Robert Combas.

Nach mehr als zwanzig Jahren ist es um die ursprüngliche Underground-Gruppe "Figuration libre" stiller geworden und die Wege haben sich getrennt. Dennoch macht gerade Robert Combas in den letzten Jahren wieder verstärkt auf sich aufmerksam und zahlreiche Ausstellungen in Frankreich, Belgien und Italien belegen seine neue Attraktivität. Für Combas gibt es - ebenso wie für sein Idol Keith Haring - nichts, was er nicht bemalt... Ebenso wie dieser ist es vor allem die zeichnerische Linie, mit der er seinen Assoziationen Gestalt verleiht. Alltagsgeschehnisse sind Combas Grund genug, um sie in einer bunten, fast schrillen Zeichensprache zu kommentieren und farbig "aufzupeppen". Dabei ist Combas - wie Keith Haring - mit der Comic-Sprache engstens vertraut. Er entwickelte sie weitgehend in Auseinandersetzung mit Erró (geb. 1932 in Island, lebt in Paris, Thailand und Spanien).

Die Ausstellung im Ludwig Museum fasst neuere Werke zusammen und wird sich räumlich auf zwei Etagen erstrecken. Es werden Gemälde, Zeichnungen, Collagen und seine skurrilen Skulpturen zu sehen sein. Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit DIE GALERIE, Frankfurt am Main, und machte zuvor Station in Massa Marittima, Italien. Der dreisprachige Katalog Joke"r enthält eine Einführung von Peter Femfert sowie Textbeiträge von Beate Reifenscheid, Direktorin Ludwig Museum, und Maurizio Vanni, Kunstkritiker (deutsch/englisch/italienisch, 152 Seiten, Format: 31,5 x 25 cm, gelber Leineneinband mit Vignette, zahlreiche Farbabbildungen der ausgestellten Exponate, 36,- Euro).


Robert Combas - Joke"r
26. Januar bis 9. März 2008