Nach 25 Jahren an der Spitze der Wiener Albertina nimmt der 1955 in Linz geborene Kunsthistoriker Klaus Albrecht Schröder per Ende Jahr seinen Abschied. Schröder übernahm die Leitung des Hauses im ersten Wiener Gemeindebezirkes 1999, nachdem er davor zwölf Jahre lang für das BA-CA Kunstforum verantwortlich zeichnete. Er führte das Museum, das eine der weltweit bedeutendsten grafischen Sammlungen besitzt, durch eine Ära der Erneuerung und Expansion. Im Jänner folgt Ralph Gleis als neuer Albertina-Generaldirektor nach.
Insgesamt organisierte Schröder mehr als 300 Ausstellungen, darunter Publikumsmagnete wie etwa die Michelangelo-Schau, die innerhalb von drei Monaten 600.000 Besucherinnen und Besucher anlockte. Auch Albrecht Dürer sorgte für große Aufmerksamkeit: Damals waren es über 500.000 Besucherinnen und Besuchern, die Schlange gestanden sind. Entsprechend waren auch die Absicherungen.
Markant waren auch die hohen Versicherungssummen bei Schröders Ausstellungen. So etwa, wenn es um die Werke von Monet ging. Oder im Rahmen der Modigliani-Präsentation ging es um Arbeiten, von denen mehrere mit 160 bis 180 Millionen Euro versichert werden mussten. Auch bei Dürer habe es Werke gegeben, deren Versicherungssummen zwischen 100 und 200 Millionen gelegen waren, wie Schröder wissen lässt.
Seit das Museum 2007 die Leihgabe der Privatsammlung Batliner, erhielt, wird ein Teil der Ausstellungsfläche nicht mehr für die Präsentation der grafischen Sammlung verwendet, sondern für eine permanente Schau zur klassischen Moderne: "Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner". Aufbewahrt werden die Sammlungen der Albertina in einem vollautomatischen Hochregallager.
Schröder machte sich von Beginn an auch stark für den Erhalt der Sammlung Essl, und er konnte 2017 große Teile der Sammlung als Dauerleihgabe für die Albertina übernehmen. 2018 entschloss sich Karlheinz Essl senior zuammen mit seiner Frau Agnes und seinem Sohn Martin, deren verbliebene Anteile an der Sammlung Essl der Albertina zu schenken. Die Schenkung umfasste 1.323 Kunstwerke. Später kam Schröder mit Hans Peter Haselsteiner und der Familie Essl überein, nach der Zusammenführung der Sammlung Essl mit den Sammlungen der Gegenwartskunst der Albertina ein eigenes Museum für moderne Kunst unter der Führung der Albertina zu gründen. Dieses Vorhaben wurde von Beginn an von der Politik unterstützt. Als Ort für dieses neue Museum für moderne Kunst konnte das Künstlerhaus Wien am Wiener Karlsplatz gewonnen werden, an dem Hans Peter Haselsteiner 2016 die Mehrheit erworben hatte. Nach coronabedingter Verschiebung eröffnete Schröder die Albertina Modern schließlich am 27. Mai 2020. Und am 9. April 2024 eröffnete er die Albertina Klosterneuburg als dritten Standort.
Gegen Schrödinger hagelte es zwischendurch aber auch harsche Kritik. Manche seiner Maßnahmen waren bei einigen österreichischen Denkmalschützern höchst umstritten, so etwa der Abbruch des Bibliotheksgangs der Albertina sowie das von Hans Hollein errichtete Flugdach über dem Museumsaufgang zur Albertina.