Albert Oehlen. Malerei

Die Ausstellung "Albert Oehlen. Malerei" zeigt vom 8. Juni bis 20. Oktober 2013 erstmals in Österreich einen umfassenden Überblick über Oehlens Werk von den frühen 1980er-Jahren bis in die Gegenwart und enthält Schlüsselwerke aller Schaffensphasen. Mit über 80 Gemälden, Collagen, Computerdrucken, Zeichnungen und einer unbetitelten Installation aus dem Jahr 2005 handelt es sich um die bisher umfangreichste Darstellung von Albert Oehlens breit gefächertem Werk.

Der Ausstellungsrundgang stellt unterschiedliche Werkgruppen einander gegenüber, die sich in einem ständigen "Widerstreit der Ideen" (Albert Oehlen) befinden. Sie laden sich gegenseitig suggestiv auf, kommentieren einander und stellen sich infrage. Zudem wird erstmals ein neuer, vierteiliger Bildzyklus gezeigt, in dem Oehlen Collagetechnik und aktionistische Fingermalerei programmatisch aufeinander bezieht.

Am Beginn von Oehlens Hinwendung zur Malerei in den 1980er-Jahren stehen Einschränkungen, Impertinenzen und politische Unkorrektheiten: Er konzentriert sich auf bestimmte Farben (zumeist muffige Brauntöne), auf abgestandene Symbole (wie den Spiegel) und ideologisch belastete Themen (das Selbstporträt). Es sind taktische Maßnahmen, mit denen der in der Schweiz lebende Künstler die Malerei in peinliche Situationen verwickelt. Solche Polemiken sind nicht zuletzt gegen die zahlreichen Stoppschilder und Sackgassen gerichtet, mit denen die modernistische Malerei sich seit den 1960er-Jahren zunehmend konfrontiert sah. Oehlen verwischt die sauber gesteckten Trennlinien zwischen traditionell und avanciert, gut und schlecht, reaktionär und kritisch. In den monumentalen Spiegelbildern aus der Mitte der 1980er-Jahre etwa verschränkt er verschiedene Raumkonzeptionen: Flächiger Farbraum, perspektivischer Raum und gespiegelter Realraum verdichten sich zu Szenarien düsterer Schönheit.

Unter dem Schlagwort einer "postungegenständlichen Malerei" unternahm Oehlen in den späten 1980er-Jahren eine grundlegende Konzeptualisierung seines Ansatzes. Pogrammatisch geht es ihm darum, die Oppositionen von gegenständlich/ungegen-ständlich, Figur/Grund, Farbe/Linie zu dekonstruieren. Die auf einzelne Werkgruppen verteilten polemischen Spitzen im Frühwerk werden gleichsam ins Bild selbst verlegt: In zumeist großformatigen Tableaus entwickelt Oehlen ein schier unerschöpfliches Arsenal an malerischen Zeichensetzungen; figurative, erzählerische, abstrakte und collagierte Elemente sprechen simultan mit- und gegeneinander.

Insofern wendet sich Oehlens Malerei gegen das Reinheitsgebot einer reduktionistischen Moderne, die sich als ein stetiger Prozess der Absonderung außerkünstlerischer Elemente verstand. Gleichwohl verlässt er die Malerei nicht: Seine Ausflüge in Popkultur, Werbe-, Trash- und Computerästhetik, auch in die politische Ikonografie werden von ihm strikt in den Gesamtzusammenhang eines gestalteten Bildes eingebunden. Diesem Prinzip ist er bis heute treu geblieben. In einer bisher noch nicht öffentlich gezeigten Bildserie der Jahre 2010 bis 2012 verschränkt Oehlen expressive Malerei mit collagierten Elementen und lässt kunsthistorische Referenzen (zum Beispiel Dada) auf plakativen Trash der Kulturindustrie prallen.

Katalog "Albert Oehlen. Malerei." Mit Texten von Rochelle Feinstein, Hal Foster, Achim Hochdörfer, Albert Oehlen, Daniel Richter und Kerstin Stakemeier. Dt./engl. Ausgabe, ca. 180 S., ca. 120 Abb., Verlag der Buchhandlung Walther König, ISBN 978-3-902490-99-5

Albert Oehlen. Malerei
8. Juni bis 20. Oktober 2013