Albacore oder Bonito?

16. Januar 2012 Kurt Bracharz
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Zu Jahresbeginn ist auf dem Tokioter Fischmarkt Tsukiji wieder einmal ein Preisrekord für einen Thunfisch erzielt worden. Ein nördlich von Japans Hauptinsel Honshu gefangener, 269 Kilogramm schwerer Blauflossenthun ist für 56,49 Millionen Yen, das sind umgerechnet 568.000 Euro, versteigert worden.

Gekauft hat den Fisch der Präsident der Sushi-Restaurantkette Zanmai, Kiyoshi Kimura, der in den Medien mit den Aussagen zitiert wird, er wolle Japan nach dem Tsunami und nach der ökonomischen Stagnation wieder beleben, und den besten Thunfisch sollten die Japaner und nicht die Ausländer essen. Japan ist der Abnehmer von beinahe 80 Prozent des weltweit verkauften frischen Thunfisches. Da muss nicht gleich Neid aufkommen, denn in diesen großen Raubfischen am Ende der Nahrungskette im Meer sammelt sich genügend Methylquecksilber ein, um die Gesundheit langjähriger Konsumenten nachhaltig zu schädigen.

Trotzdem steht der Blauflossenthunfisch, auch Roter Thun, lat. Thunnus thynnus, vor seiner Ausrottung, deshalb ist auch die früher gebräuchliche Bezeichnung "Gewöhnlicher Thunfisch" obsolet geworden, von "gewöhnlich" kann wirklich keine Rede mehr sein. In den Konservendosen, die in Europa und in den USA den Hauptanteil des Angebots an Thunfisch ausmachen, befinden sich allerdings zwei andere Arten, nämlich der hauptsächlich im Indischen Ozean vorkommende Gelbflossenthun (Thunnus albacares) und der Weiße Thun, Albacore, Bonito del norte, Germon oder German bonito (Thunnus alalunga).

Wenn die wissenschaftlichen Bezeichnungen (die sich allerdings zum Teil in den letzten Jahrzehnten auch geändert haben) nicht angeführt werden, ist die Namensgebung auf den Konservenbanderolen eher verwirrend, Wikipedia behauptet zum Beispiel, dass "in some parts of the world" neben Thunnus alalunga noch fünf andere Fische, nämlich der Gelbflossenthun, der Schwarzflossenthun (Thunnus atlanticus), die Australische Gelbschwanzmakrele oder Yellowtail amberjack (Seriola lalandi), der Pazifische Bonito oder Kawakawa (Euthynnus affinis) und der Atlantic Black Skipjack (Euthynnus alletteratus) ebenfalls als "Albacore" bezeichnet werden.

Auf den älteren Dosen der bekannten Marke "Vier Diamanten" stand einfach nur "Thunfisch", auf den neuen kann man nun neben der Angabe, dass der in Sonnenblumenöl eingelegte Fisch mit Ringwadennetz gefischt wurde (es gibt seit einiger Zeit auch eine geangelte Variante in Olivenöl), die Artbezeichnung "Thunfisch-Skipjack (Katsuwonus pelamis)" lesen. Diese Thunfischart hat keinen wirklich populären deutschen Namen und heißt in der Literatur Echter Bonito oder Gestreifter Thun, englisch skipjack tuna, stripe-bellied bonito, oceanic bonito oder striped tuna, nur als Konserve in den USA immer eindeutig "light meat tuna". Auf der Webseite der Hersteller liest man dazu: "Für Thunfischkonserven von Vier Diamanten wird 100 % Skipjack-Thunfisch (Katsuwonus pelamis) verwendet, dessen Bestände dank des schnellen Wachstums und der hohen Fertilität dieser Art als reichlich und nachhaltig gelten." Greenpeace ist anderer Ansicht.

Thunfische und Makrelen gehören zu den Makrelenfischen oder Scombridae. Die Bezeichnung "Bonito" gibt es in beiden Gattungen: So wird der Pelamide (Sarda sarda) je nach Herkunft Atlantic Bonito oder Pazific Bonito genannt, wobei ein "Pazifischer Bonito" aber auch ein Euthynnus affinis sein kann. Der Unechte Bonito (früher Auxis tharzard (Lec.), jetzt Auxis rochei) heißt deutsch Fregattmakrele und englisch Bullet Tuna.

Für die getrockneten Fischflocken Katsuobushi, die zusammen mit Kombu-Seetang die Basis für das japanische Dashi bilden, wird Katsuwonus pelamis verwendet, der dafür durch Kochen, Pökeln, Räuchern, Trocknen und Fermentieren nacheinander fünffach konserviert wird. Konserven mit Rotem Thunfisch sind nicht mehr im Handel, der Weiße Thun ist fetter und saftiger als der Rote, und das weitaus überwiegende Angebot an Thunfischdosen enthält Skipjack.

Ach ja, aus dem Wort "Thunfisch" ist eigentlich das "h" gestrichen worden, aber "Tunfisch" sieht irgendwie doof aus.