Akuter Horror und finsterer Triumph
Ein "mythisches Gedicht" oder eine "dramatische Ballade" könnte man Richard Wagners romantische Oper nennen. Das Meer, die Matrosenchöre und die Ballade der Senta waren die ersten Nummern, die Wagner unter dem Eindruck seiner spektakulären Schiffsüberfahrt von Riga über Norwegen nach England als 26-Jähriger vertonte.
Evoziert dieser Opernstoff, die Sage des durch Gotteslästerung verdammten Holländers, der ewig die Weltmeere kreuzend auf seine Erlösung wartet, Mythos und Außenseitertum, entzaubert Regisseur Calixto Bieito Ersteres und übersetzt Letzteres in ein Gesellschaftsphänomen des 21. Jahrhunderts. Für ihn ist dieser Managertyp in Nadelstreifen das heutige Sinnbild des Holländers.
Bieito versetzt diese Figur in eine "europäische Hölle" – das Mitteleuropa der Manager. Der Holländer (gesungen vom Ensemblemitglied Yalun Zhang) wird zu einem geistig und räumlich heimatlos gewordenen Menschen auf der Suche nach einem Gegenüber, der ihm Lebenssinn und -halt gibt. Diese Suche erfüllt sich in Senta (Barbara Schneider- Hofstetter), der Tochter eines Geschäftsmannes. Es ist die Begegnung zweier durch das System ausgehöhlter Menschen, eine Liebe die aus Solidarität für den Anderen erwächst.
Eine Gegenwelt des Wertekonservativen bildet Erik dazu, der in der Dresdner Fassung noch als Georg bezeichnet und von dem kanadischen Gasttenor Lance Ryan gesungen wird. Verortet wird diese Dreiecksbeziehung von Bühnenbildnerin Rebecca Ringst und Kostümbildnerin Anna Eiermann in einem auf Sand gebauten Durchgangsort, der sich in einer Architektur aus Glas und Metall widerspiegelt, mit maritimen Reminiszenzen wie einem treibenden Schlauchboot.
Der fliegende Holländer von Richard Wagner
Romantische Oper in drei Akten (Urfassung von 1841)
Termine: 11./ 16./ 22. Dezember 08
20.01./ 26.01./ 19.02./ 04.03./ 07.03./ 13.03.09
Musikalische Leitung: Dietfried Bernet
Regie: Calixto Bieito
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