Against Method

Drei internationale KuratorInnen – Guillaume Désanges, Helmut Draxler und Gertrud Sandqvist – reflektieren zum 25-jährigen Bestehen der Generali Foundation aus ihrer spezifischen Sicht die Sammlung, die Institutions- und Ausstellungspolitik der Foundation und damit ihre Art, Geschichte anhand institutioneller Arbeit zu schreiben, in äußerst unterschiedlichen Präsentationsformen.

Die verschiedenen Perspektiven, die die KuratorInnen beleuchten, ihre Fragen zu den Definitionen der sogenannten Konzeptkunst oder – weiter gefasst – Kunst konzeptueller Ausrichtung, zum Sammeln und zum Kuratieren derselben sowie Überlegungen zum Verhältnis von konzeptuellen, auch historischen Strategien des Displays und den Werken bilden den Ausgangspunkt für alle weiteren Diskussionen und Vorträge des Jubiläumsjahres.

Während Guillaume Désanges sein Augenmerk auf die "Pionierphase" der Konzeptkunst der 1960er und 1970er Jahre gelegt und diese in ein Display gesetzt hat, das auf didaktische Formen des Ausstellens etwa kulturwissenschaftlicher Ausstellungen rekurrierte, konzentrierte sich Helmut Draxler auf die komplexen Zusammenhänge zwischen den Prinzipien des Sammelns und Ausstellens. Mit Gertrud Sandqvists Ausstellung Against Method findet das Jubiläumsjahr seinen Abschluss.

Der Titel "Against Method" bezieht sich auf Paul Feyerabends bekanntes Buch "Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchischen Erkenntnistheorie" (1975), in dem er den Anspruch der Wissenschaft auf das Wesen der Erkenntnis in Zweifel zieht. Dass Kunst Erkenntnis produzieren kann, ist eine der Behauptungen der Konzept sowie der Gegenwartskunst, die als "Institutionskritik" bezeichnet wird. Aber um welche Art von Wissen handelt es sich dabei? Wie kommt es zustande? Und wie funktioniert es? An der Sammlung der Generali Foundation wird deutlich, wie präsent darin auch all jene Aspekte der Kunst und des Kunstschaffens sind, die der Begriff "konzeptuell" auszuschließen scheint. Ob sich das "Ästhetische" nun auf Phänomene bezieht, also auf eine sinnliche Erkenntnis, oder ob das "Prozessuale" und das "Gestische" als Verweis auf den menschlichen Körper aufgefasst werden können, die Sammlung der Generali Foundation scheint fortwährend Widersprüche aufzuwerfen und sich zu hinterfragen.

Diese Ambivalenz findet sich bereits in der frühen Definition des Begriffs "Konzeptkunst", wie ihn Sol LeWitt in seinen berühmten Sentences on Conceptual Art von 1969 formulierte. Dort schreibt er: "Konzeptuelle Künstler sind eher Mystiker als Rationalisten. Sie gelangen sprunghaft zu Lösungen, die der Logik verschlossen sind", und erklärt weiter unten: "Wenn der Künstler während der Ausführung einer Arbeit seine Meinung ändert, kompromittiert er das Ergebnis und wiederholt frühere Ergebnisse." Einerseits reklamiert er hier ein fast romantisches Verständnis von der Rolle der KünstlerInnen, andererseits lehnt er prozessorientierte Kunst vollständig ab. Diese grundlegende Ambiguität der Konzeptkunst spiegelt sich auch in der Sammlung der Generali Foundation. Ausgehend von der Dynamik zwischen einem Zugang, der von der Idee oder einem, der von den Sinnen geleitetet ist, präsentiert die Kuratorin Gertrud Sandqvist eine Auswahl von Arbeiten, die auf Parameter wie Blick, Tastsinn, intuitive Entscheidungen und "Wahlverwandtschaften" setzt, um zu einem tieferen Verständnis der Zeit und der Kunstszene zu gelangen, die durch die Sammlung repräsentiert werden.

Mit Werken von Lili Dujourie, Vali Export/ Peter Weibel, Morgan Fisher, Andrea Fraser, Isa Genzken, Andrea Geyer, Dan Graham, Hans Haacke, Mary Kelly, Joachim Koester, David Lamelas, Martha Rosler, Ana Torfs, Franz West und Heimo Zobernig.

Gertrud Sandqvist ist Professorin für Theorie und Ideengeschichte der bildenden Kunst an der Kunstakademie Malmö der Universität Lund in Schweden. Seit 2011 ist sie, wie zuvor schon von 1995 bis 2007, Dekanin der Kunstakademie. Von 1992 bis 1994 leitete sie die Galleri F 15 in Norwegen. 1989 gründete Sandqvist Siksi – the Nordic Art Magazine, das sie bis 1990 auch herausgab. Sie ist eines der Gründungsmitglieder des European Art Research Network (EARN) und war von 1998 bis 2002 Jurymitglied des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Umfangreiche Publikationstätigkeit hauptsächlich zu nordischer und europäischer zeitgenössischer Kunst.

Against Method
The Collection seen by Gertrud Sandqvist
13. September bis 22. Dezember 2013