"Accrochage II" in der Feldkircher Galerie Feurstein

Seit geraumer Zeit (er)findet der Feldkircher Galerist Günter Feurstein immer wieder Sentenzen, die darauf abzielen, durch Vielfalt herauszufordern, Kunstwerke von Künstlern der Galerie und das Publikum in einen Dialog zu versetzen und Reflektionen über Brüche und/oder Kontinuitäten hinweg anzustellen. Realisiert werden solche Anliegen mit thematischen Präsentationen wie etwa "Farb Wahn Sinn", "Neu Gierig" und "schwarz malen/ schwarzsehen". Oder mit den eher "ungeordneten" Konstellationen, die der Galerist unter dem Titel "Accrochage" präsentiert. Nach einer ersten solchen "Accrochage", die 2012 anlässlich des 5. Bestandsjahres der Galerie ausgerichtet wurde, ist nun ab 11. September die zweite Accrochage angesagt.

Der Begriff "Accrochage" leitet sich aus dem Französischen ab und bedeutet soviel wie Kollision, Spannung, Zusammenprall, aber auch "befestigen" oder "aufhängen". Im Kunstbereich setzte sich der Begriff der "Accrochage" ab den 1960er Jahren in den französischen Museen als Ausdruck für die Hängung von Bildern fest. Bald darauf erlebte der Ausdruck einen regelrechten Hype und fand schnell Einzug in die internationale Galeristensprache. Noch bis heute beschreibt hier Accrochage eine kommerzielle Ausstellung aus den privaten Beständen einer Galerie. Hierbei werden meist mehrere Künstler gleichzeitig repräsentiert. Häufig wird der Terminus noch in seiner ursprünglichen Bedeutung ernst genommen und man geht dann in irgendeiner Form spielerisch mit dem Prozess der Hängung um. Beispielsweise werden in einer Art Performance die Bilder während der laufenden Ausstellung auf- und umgehängt und die Besucher so scheinbar in den Prozess der kuratorischen Arbeit mit eingebunden. In der Galerie Feurstein deuten einige noch nicht ausgepackte Bilder, die locker an die Wand gelehnt sind, darauf hin, dass die Ausstellung vielleicht noch gar nicht fertig zusammengestellt ist. Im Vergleich zur ersten Accrochage in der Galerie Feurstein fällt auf, dass das Galerienprogramm durch eine Reihe neu hinzugekommener Positionen deutlich angewachsen ist. In "Accrochage II" finden sich etwa neu Werke von Kunstschaffenden wie Nicholas Bodde, Sven Egert oder Gaby Terhuven, die erst in jüngerer Zeit ins Portfolio der Galerie Aufnahme gefunden haben. Letztere etwa ist bekannt für komplexe und vielschichtige Glasarbeiten, deren Gesamtheit nur "en passant", also im Vorübergehen erfasst werden können. Die Bewegung des Betrachters, das Passieren entlang des Kunstwerks, das Vor- und Zurückweichen, ja der Wunsch auch hinter die Arbeit zu schauen, sind ein wesentlicher Bestandteil beim Betrachten der Glasmalereien der 1960 in Oberhausen geborenen Künstlerin Gaby Terhuven. Neben seinem Stammrepertoire wartet die Galerie Feurstein aber auch mit Arbeiten einer Reihe von Gastkünstlern wie etwa Gerhard Richter, Norbert Pümpel, Ilse Aberer, Peter Kogler oder Ernestina Abbühl auf. Abbühl ist eine gebürtige Graubündnerin und stellt erstmals ihre Werke in einer Ausstellung in Feldkirch zur Schau. Die Künstlerin ist ganz dem Material Wachs verhaftet. Inspiriert von der Natur, gibt sie dem Rohstoff Wachs mit ihrer subtilen, klar strukturierten Kunst eine neue Interpretation. Im Rahmen ihrer "WaxArt" formiert sie architektonische Körper von klarem und aber auch sinnlichem, in sich ruhendem Ausdruck. Feingegliedertes entsteht aus dem natürlichen Gegensatz von Chaos und Ordnung.
Accrochage II 11. September bis 24. Oktober 2015