68. Pop und Protest

Die Ausstellung "68. Pop und Protest" versammelt die entscheidenden Bilder, Filme, Texte und den Sound dieser Epoche zu einem komplexen Stimmungsbild. Rund 200 ausgewählte Objekte aus den Sammlungen des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) – Werke der bildenden und angewandten Kunst ebenso wie historische Dokumente, Plakate, Fotografien, Mode und Designobjekte – zeigen, ergänzt um bedeutende Leihgaben, was die Menschen 1968 bewegt hat – in Hamburg, Deutschland und der Welt: Das Bewusstsein für die eigenen Rechte und für die Möglichkeit, sie öffentlich in Form von Protest und Aufbegehren zu vertreten.

Das Jahr 1968 wird erschüttert von dramatischen Ereignissen, die zu nationalen Protesten führen und revolutionären Ideen Rückenwind verleihen. Gleichzeitig wird eine weltweite kulturelle Revolution in Gang gesetzt, die mit viel Fantasie gegen konservative autoritäre Strukturen aufbegehrt, sexuelle Freiheit propagiert und die Gleichberechtigung aller Menschen fordert. Das Spektrum gewaltfreier Waffen dieser Zeit umfasst avantgardistische Ausdrucksformen in sämtlichen künstlerischen Disziplinen: progressive Musik, unkonventionelle Mode und entfesseltes Design, kontroverses Theater und gesellschaftskritisches Autorenkino.

Dazu kommt eine nie dagewesene Lust am kritischen Diskurs und am öffentlichen Streitgespräch. Der gemeinsame Nenner ist Hoffnung: Hoffnung, dass die Welt fairer, die Gesellschaft gerechter, der Mensch besser werden würde; Hoffnung, dass politische Unterdrückung enden, dass Grenzen überwunden, Mauern fallen und Sexualität keine Ausbeutung mehr kennen würde. Diese Ideen von Freiheit und Selbstbestimmung erneut im kollektiven Gedächtnis zu verankern, scheint heute wichtiger denn je. Denn derzeit scheinen zentrale Aspekte einer freiheitlichen und demokratischen Lebensweise (wieder) auf dem Spiel zu stehen – die selbstbestimmte Entfaltung des Individuums, die grundsätzliche Rede- und Pressefreiheit, die demokratische Teilhabe und nicht zuletzt die Offenheit gegenüber dem Fremden.

Die Ausstellung gruppiert sich um die 1969 entstandene Spiegel-Kantine. Der in verschiedenen Rottönen changierende Speisesaal und die Snackbar sind als ein moderner Period Room im zweiten Stock des MKG fest eingebaut. Die Überführung des denkmalgeschützten Ensembles aus dem Verlagsgebäude in das Museum wurde im Herbst 2012 von den Medien aufmerksam verfolgt, schließlich ist diese Kantine ein prominentes Objekt der Zeitgeschichte. Über vierzig Jahre lang wurde hier das Weltgeschehen diskutiert: Vietnamkrieg, Stammheimprozess, Wiedervereinigung, Wirtschaftskrise ... Mit dem Ernst der Themen kontrastiert die farbenfroh optimistische Atmosphäre.

Als gestalterischer Wurf des dänischen Architekten Verner Panton (1926–1998) ist sie mit ihren harmonisch geometrischen Formen und den fließenden, atmosphärischen Übergängen ein Paradebeispiel der lässigen Wohnhöhlen des Pop-Art-Designs – und ein Affront gegen die "Gute Form" des funktionalen Bauhausstils. Im Frühjahr 1968 beauftragt die Geschäftsführung des Spiegel-Verlags den dänischen Designer mit dieser wohl radikalsten und unkonventionellsten Bürohausgestaltung, die die Republik bis dahin gesehen hatte, und setzt damit auf Innovation statt Tradition und gediegene Repräsentation. Deshalb wird das MKG das spektakuläre Design-Ensemble in den Kontext der Visionen und Ideale stellen, die in dieser Zeit entwickelt und erstritten wurden.


68. Pop und Protest
18. Oktober 2018 bis 17. März 2019
Eröffnung: 17. Oktober 2018, 19 Uhr