3 Chinesen oder 12 Cellisten?

1. Dezember 2010 Rosemarie Schmitt
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Was ist besser als 3 Chinesen mit einem Kontrabaß? Ich sage es Ihnen. 12 Berliner mit einem Cello! Nein, nicht mit nur einem Cello! Um Streit zu vermeiden und einzigartige Musik zu ermöglichen, hat jeder sein eigenes Instrument! Dass es nun alle wirklich Berliner sind ist unwahrscheinlich, aber daß sie allesamt zu den Berliner Philharmonikern gehören ist sicher. Und nimmt man es ganz genau, so handelt es sich derzeit um 10 Cellisten und 2 Cellistinnen. Ein einmaliges Ensemble, daß seit nunmehr fast 40 Jahren von sich reden macht.

Ich möchte mich anschließen und heute gerne von der aktuellen CD dieser Zwölf reden. Nein, eine Weihnachts-CD ist es nicht. Die Zeit der weihnachtlichen Musik ist wundervoll, jedoch stets schnell vorüber. Dieses neue Album hingegen, entführt Sie zu jeder Zeit des Jahres in eine wunderbare Welt. In die Welt des Paris‘ der vierziger Jahre. Benannt ist die CD (erschienen bei EMI-Classics) nach dem Schlager "Fleur de Paris". Sicherlich kennen Sie Titel wie "Pigalle", "Sous les ponts de Paris" oder "La vie en rose", - doch kennen Sie diese Musik so? Die Zwölf Cellisten zeigen Ihnen eine ganz andere "Saite" der Schlager, Chansons und ebenso der klassischen französischen Kompositionen. Bisweilen lohnt es sich auch über Gassenhauer ich nachzudenken.

Ludwig Quant, ein Mitglied des Ensembles, schreibt in dem Beiheft der CD: "Es ist eine Tragik der Geschichte, daß es gerade in Zeiten der Not und Unterdrückung dazu kommt, daß die Kunst, die Literatur und die Musik eine besondere Intensität erreichen. (...) daß Ihnen diese CD Freude bereitet und vielleicht auch etwas Nachdenklichkeit darüber, wie Musik, schwere Zeiten und Unterdrückung widerspiegelt und überwinden helfen kann." Doch ist es eine Tragik? Nun, in diesem Falle verstehe ich Tragik als eine Bescherung im positiven Sinne. Ist es nicht ein Glück, Trost, Hoffnung und Kraft zu suchen in der Kunst, der Literatur und in der Musik?

Und ist es nicht ein Glück, daß es Musiker wie die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker gibt! Aber nein, liebe Leser! Sie müssen doch nicht depressiv, traurig oder gar unglücklich sein, um diese Musik zu hören und zu genießen! Dieses blumige Arrangement, diese "Fleur de Paris" macht Spaß, läßt mitsummen, pfeifen und auch lächeln (...la la la laaaa Marie, mein Geld, daß kriegst du nie...), aber eben auch nachdenken, wenn man möchte. Ich kam der Aufforderung der Cellisten nur allzu gerne nach, mit Ihnen auf Entdeckungsreise zu gehen. Auf Entdeckungsreise durch die musikalische Landschaft Frankreichs. Ob ich es wieder tun würde? Aber jederzeit! Nichts für ungut liebe 3 Chinesen, aber die 12 Cellisten sind tausendmal schöner als ihr!

12 dicke ClassiCüße für die Cellisten, für jeden Monat des Jahres und damit es aufgeht, für die 3 Chinesen mit dem Kontrabaß jeweils 4.

Ich wünsche Ihnen viel Freude in Paris und einen wundervollen Dezember.
Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt