20 Jahre Sammlung Goetz

Die Sammlung Goetz feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass öffnet sie ihre Archive und zeigt von zehn älteren Künstlerpersönlichkeiten mehr als 50 Arbeiten, die lange Zeit oder noch gar nicht in Ausstellungen zu sehen waren. Dazu gehören Skulpturen, Gemälde, Collagen, Aquarelle und raumgreifende Installationen von den 1940er-Jahren bis zur Gegenwart.

Einige dieser Künstler sind in Vergessenheit geraten und werden jetzt erst wiederentdeckt. Andere waren prägend für eine jüngere Generation. So gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten in eigens dafür eingerichteten Künstlerräumen, aber auch einige Neuentdeckungen in spannungsreicher Gegenüberstellung.

Shuzaku Arawaka und Neil Jenney zählen zu den Künstlern, die Ingvild Goetz schon in den späten 1960er-Jahre in New York kennengelernt und in ihrer Galerie Art in Progress in den 1970er-Jahren mehrfach ausgestellt hat. In ihrer Jubiläumsausstellung präsentiert die Sammlung Goetz das philosophisch ausgerichtete Frühwerk des japanischen Künstlers Arakawa, das in enger Zusammenarbeit mit seiner Lebenspartnerin, der Theoretikerin Madeline Gins entstanden ist, in einem eigenen Künstlerraum. Neil Jenneys figurative, jedoch formal reduzierte Gemälde werden zusammen mit den comicartigen Bildern von William Copley präsentiert. In ästhetischer Hinsicht orientieren sich die Werke Copleys an der Pop-Art, dem Surrealismus und der neuen Sachlichkeit. Ebenso wie Jenney war er Autodidakt und ließ sich nicht einer bestimmten Kunstrichtung zu ordnen.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Werk von Louise Bougeois. Die Sammlung Goetz besitzt Arbeiten der im Alter von 98 Jahren gestorbenen Künstlerin aus nahezu allen Schaffensphasen. Dazu gehören bemalte Bronzeskulpturen aus den 1940er-Jahren, die Installation "Arched Figure", ein schmaler sich aufbäumender Körper auf einer Matratze von 1993, sowie die leuchtend blaue, 12 –teilige abstrakte Stoffarbeit "The Waiting Hours" von 2007. Auffallend ist die besondere Sensibilität für das Material im Werk von Bourgeois. Von Bronze über Textil bis hin zu Latex ringt sie den Werkstoffen in Verbindung mit den körperhaften, amorphen Formen differenzierte Bedeutungen ab.

Im großen Hauptraum des Museums treten ihre Arbeiten in einen Dialog mit den fragilen Gips- und Bronzeskulpturen von Mária Bartuszová . Die tschechoslowakische Künstlerin hat sich ebenso wie Bourgeois mit Fragen der Sexualität und Identität beschäftigt. Ihnen gegenüber werden die mythenbeladenen, erdhaften schweren Gemälde von Anselm Kiefer gestellt. Ebenso wie Louise Bourgeois und Mária Bartuszová gehört auch die Rumänin Geta Brătescu zu den Künstlerinnen, deren Werk lange Zeit übersehen wurde. Aufgrund der politischen Bedingungen während des Ceaușescu-Regimes konnte sie nur im Verborgenen künstlerisch tätig sein. Ihre Konflikte und Obsessionen hat sie in einer etwa 5 Meter langen tagebuchartigen Collage aus Schriftstücken und farbigen Zeichnungen verarbeitet.

Yayoi Kusama zog sich aufgrund einer Nervenkrankheit 1973 in eine Heilanstalt zurück. Inspiriert von ihren inneren Bildern schuf sie im Schutz vor der Außenwelt Skulpturen und Gemälde. Die Punkte und Netzmuster ihrer Halluzinationen wurden zu einem Markenzeichen der Künstlerin. Die Sammlung Goetz zeigt eine Auswahl an Installationen, Skulpturen und Bildern aus ihrem Frühwerk. Außerdem werden Dias und Videofilme ihrer Performances nach Einbruch der Dämmerung auf die Außenwand des Museums projiziert.

An der Grenze zwischen Kunst und Alltag arbeitet Hans-Peter Feldmann, der mit seinem Werk, das seit den 1970er-Jahren entsteht, eine junge Künstlergeneration nachhaltig beeinflusst hat. Die Sammlung Goetz zeigt ein Schattenspiel aus fünf Drehtellern mit Kinderspielzeug und Nippesfiguren aus aller Welt. Der amerikanische Künstler George Segal, der mit seinen monochromen weißen lebensgroßen Gipsfiguren bekannt wurde, ist unter anderem mit der Installation Legend of Lot von 1966 in der Ausstellung vertreten. Im Garten des Museums ist dauerhaft ein sich zaghaft annäherndes Paar auf zwei Parkbänken ausgestellt. Neben Installationen, Gemälden und Skulpturen werden auch Arbeiten auf Papier präsentiert, die den Ausgangspunkt der Sammlung darstellen.

Ingvild Goetz‘ Sammlertätigkeit reicht aber noch weiter zurück. Nach der Beendigung ihrer Arbeit als Galeristin konzentrierte sie sich ab 1984 auf den Aufbau einer Kunstsammlung mit den Schwerpunkten Arte Povera, amerikanische Malerei der 1980er-Jahre, Young British Artists, Medienkunst, Fotografie und Arbeiten auf Papier. Ferner hat sie sich auch für einzelne Künstlerpersönlichkeiten interessiert und deren Werk in allen Phasen begleitet. Mit vielen von ihnen verbindet Ingvild Goetz eine lange persönliche Geschichte.

Mit dem Bau des Museums von Herzog & de Meuron entschloss sie sich, ihre Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seitdem präsentiert sie regelmäßig Ausstellungen aus ihrem Bestand, zu denen jeweils ein Katalog erscheint. Hinzu kommen zahlreiche Kooperationen mit anderen Museen und Institutionen weltweit, wie aktuell die Ausstellung "When Now is Minimal. Die unbekannte Seite der Sammlung Goetz“ im Neuen Museum in Nürnberg und im Museion in Bozen.

20 Jahre Sammlung Goetz
24. Oktober 2013 bis 12. April 2014