120 Modelle von Le Corbusier-Projekten im "Haus 2226" in Lustenau

Le Corbusier, eigentlich Charles-Édouard Jeanneret-Gris (1887-1965), war einer der einflußreichsten Architekten, Stadtplaner und Designer des 20. Jahrhunderts. Die Architektur sah der schweizerisch-französische Meister des gebauten Raumes als synergetische Schnittstelle zwischen hoher Kunst und komplexer Mathematik. Le Corbusier: „Architektur ist das meisterhafte, präzise und großartige Spiel von Formen, die im Licht angeordnet sind.“ Viele seiner Werke, wie beispielsweise die Unité d'Habitation in Marseille, die Villa Savoye bei Paris oder die Kapelle von Notre-Dame du Haut in Ronchamp, gelten als Meisterwerke der modernen Architektur. Siebzehn seiner Bauwerke in sieben Ländern zählen heute zum Unesco-Weltkulturerbe.   

Im Rahmen einer umfangreichen Präsentation sind nun von 21. März bis 6. Juni in den Ausstellungsräumen in dem von Baumschlager Eberle (BE) Architekten errichteten „Haus 2226“ in Lustenau unter dem Titel „EJ120“ rund 120 realisierte und nicht realisierte Projekte von Le Corbusier als maßstabsgetreue 3D-Modelle zur Schau gestellt. Die Objekte stammen aus der Privatsammlung des in Singapur angesiedelten und von Rene Tan und TK Quek gegründeten Architekturbüros „RT+Q Architects“. Die Modelle sind das Werk der Praktikanten des Büros, die traditionell jeweils die erste Woche ihres Praktikums damit verbringen, ein Modell von Le Corbusiers Architektur zu bauen. Insgesamt wurden bereits mehr als 300 Projekte des legendären Architekten umgesetzt. Ziel von RT+Q Architects ist es, sämtliche je von Le Corbusier entworfenen Bauten und Designobjekte im Modell nachzubilden und solcherart Studierende und auch andere Interessenten mit den Ideen des wohl vielseitigsten Architekten des 20. Jahrhunderts vertraut zu machen.

Bei der Schau handelt es sich um eine Wanderausstellung, die bereits unter anderem in New York, Chicago, Dallas, Mexico City, Singapur, Shanghai, Toronto, Buenos Aires oder in Lissabon, Barcelona und London zu sehen war. Dietmar Eberle von BE Architekten, der Rene Tan im Rahmen einer Auslandsprofessur an der Syracuse University im US-Bundesstaat New York kennengelernt hat, ist es gelungen, diese Schau nun erstmals in den deutschsprachigen Raum zu holen. 

Zu sehen sind die Modellnachbildungen der wichtigsten Arbeiten von Le Corbusier, angefangen von seinem ersten Werk, der Villa Fallet in La Chaux-de-Fonds aus dem Jahr 1905, bis hin zum letzten von ihm entworfenen Gebäude, dem Pavillon Le Corbusier in Zürich aus den 1960er Jahren. Bei letzterem handelt es sich um sein einziges in der deutschsprachigen Schweiz realisiertes Bauwerk sowie um sein einziges aus Stahl und Glas. Seit 2019 führt und bespielt das Museum für Gestaltung Zürich den Pavillon im Auftrag der Stadt Zürich über die Sommermonate als öffentliches Museum.

Für Architekt Dietmar Eberle war Le Corbusier ein Suchender, jemand, der nach ständig Neuem forschte. Daher seien gerade auch die ungebauten Projekte, von denen man im Haus 2226 zahlreiche als Modell bewundern kann, hochinteressant. 
Ein weiterer zentraler Aspekt der Schau ist es, dass die meisten der Modelle modular mit Hilfe des 3D-Druckes hergestellt wurden. Durch die modulare Zusammensetzung ist es möglich, den Blick auch ins Innere der Bauten zu werfen. Bei den Objekten handelt es sich also häufig um „Schnittmodelle“. Die Bandbreite der nachgebildeten realisierten und nicht realisierten Projekte zeugt von der Vielfalt in Form, Material und Programm von Le Corbusiers Werk. Die Miniaturnachbildungen sind eine Hommage an die ikonischen Gebäude und Designobjekte des berühmten Architekten.

Die Wanderausstellung wird durch die Le Corbusier Stiftung in Paris unterstützt, da sie das Schaffen des großen Architekten einem breiten Publikum zugänglich macht und tiefe Einblicke in seine Entwürfe gewährt. Die Modell-Schau kommt direkt aus dem indischen Bangalore und reist im Juni weiter nach Kyoto (Japan). Speziell an der Lustenauer Variante der Schau ist, dass Eberle als Organisator und Kurator die imposanten Verpackungskisten der Modelle mit in die Ausstellung integriert hat.          
 

EJ120
120 Modelle von Le Corbusier-Projekten
Haus 2226, Lustenau
21. März bis 6. Juni
Vernissage: 21. März, 19.00 Uhr
Mo-Fr 08.00-17.00 Uhr