Don’t Smile. Vom Humor der Kunst

Die Ausstellung "Don’t Smile" spürt einem leisen, einem leichten, einem verschmitzten, einem trockenen als auch selbstreflexiven Humor in der Kunst nach. Die Künstler und Künstlerinnen der Ausstellung werfen einen augenzwinkernden und zugleich ernsthaften Blick auf Systeme wie Sprache, Logik, Gesellschaft, Alltag und das System Kunst.

Was zeichnet Humor aus? Wie äussert er sich? Bei den gezeigten Kunstwerken bewirkt mitunter das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Welten und Wertesystemen, etwa Alltagsrealität und geistige Vorstellungswelt, die Komik. Oder es ist eine leise Verschiebung, die Dinge aus ihrem Bezugssystem in eine neue Bedeutung überführt und dabei zum Nachdenken und Schmunzeln anregt. Im Besonderen ist es auch die Überlagerung von sprachlicher und visueller Ebene, die einen offenen und humorvollen Blick hervorruft. Und bei allem Humor liegt den ausgestellten Werken eine grosse Ernsthaftigkeit zugrunde.

Vielfach taucht das Verfremden, Umdeuten und Transformieren in verschlüsselter Form auf, greift versteckt die rhetorische Figur des Wortspiels mit ihren Mehrdeutigkeiten und Verdrehungen auf oder schleicht sich in eine rätselhafte, poetische Bildwelt ein. Etwa in Kay Rosens "Hi", 1997–98. Durch eine dezente, farbliche Setzung innerhalb der klaren Ordnungsstruktur des Alphabets ruft sie eine Überraschung hervor: ABCDEFGHI. Das Alphabet sagt plötzlich: "Hi"! Oder es hängen an einem elastischen Faden 24 Buchstaben aus Blechschablonen und formen durch ihr Gewicht eine grosse Sprechblase. Die Buchstaben bilden, so erschliesst der Titel von Eran Schaerfs "this sentence is weightless", den Satz "Dieser Satz ist gewichtslos" (nach George Brecht). In Anna Kolodziejskas Ohne Titel (Kleiner Elefant), 2008, verbirgt sich unter einer Decke ein Koffer oder ist es doch ein Elefant?

Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit den Künstlern Josef Dabernig, Rainer Ganahl, Bethan Huws, Anna Kolodziejska, Vaclav Pozarek, Kay Rosen und Eran Schaerf entstanden. Jeder Künstler kreiert speziell für "Don’t Smile" eine atmosphärisch dichte Erzählung. Dabei speisen sich ihre Werke teils aus gegensätzlichen, teils aus ähnlichen Polen. In der Gesamtwirkung erzeugt dies einen spannenden Bogen, der vielfältige und herausfordernde Betrachtungen zum untergründigen und feinfühligen, ja rätselhaften Humor anregt.

In den Rundgang dieser sieben zeitgenössischen Künstlerpositionen eingewoben sind ausgewählte historische Kunstwerke, die einen Referenzrahmen setzen. Hier sind im Besonderen Marcel Duchamp, René Magritte und Kurt Schwitters zu nennen. Als wichtige Wegbereiter Anfang des 20. Jahrhunderts werfen sie die bis heute gültigen Fragen von Kontextualisierung auf; Fragen zu bildbestimmenden Elementen, zur Sprache als künstlerisches Bildmittel, zum Verhältnis von Bewusstem und Unbewusstem, zum Humor des Wortspiels und des Verwandlungsbildes sowie zur Kunst des Denkens. Zudem finden sich auch beispielhafte Positionen des künstlerischen Aufbruchs der 1960er Jahre mit John Baldessari, Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Robert Filliou und Anne Marie Jehle.

"All artists make artworks" (Alle Künstler schaffen Kunstwerke) formuliert Bethan Huws in einer ihrer Wortvitrinen. Aber ist dem so?

Katalog: Anfang November 2012 erscheint ein Katalog, herausgegeben von Christiane Meyer-Stoll, mit Beiträgen von Susanne Bieri, Silvia Eiblmayr, Rhonda Lieberman, Hanne Loreck, Friedemann Malsch, Christiane Meyer-Stoll, Sabine Maria Schmidt und Roland Wäspe.

Don’t Smile. Vom Humor der Kunst
21. September 2012 bis 20. Januar 2013