Drunk in Charge of a Bicycle

Mit "Drunk in Charge of a Bicycle" bespielt Rachel Lumsden, geboren in Newcastle-upon-Tyne, den Kunstraum Kreuzlingen mit ihrem ganz eigenen Zugang zum Konzept der Metissage, also der Vermischung der Kulturen. Lumsden, die in St. Gallen, Luzern und London lebt und arbeitet, begreift Malerei primär als intellektuellen Prozess, bei dem sich Material und Sujet treffen. Die Künstlerin bringt ihre Aneignungen der Tradition der britischen Malerei aufs europäische Festland.

In großformatiger Malerei mit stark räumlicher Wirkung gearbeitet, schafft Lumsden visuelle Ereignisse, die nicht selten und nicht nur durch ihre Dreidimensionalität überraschen. Mit ihrem spezifischen Farbempfinden, ihrer Art, Bildoberflächen zu bearbeiten und ihren Themen wie beispielsweise den Gambling-Szenen bricht sie mit den in unseren Breitengraden herrschenden Konventionen. Eine Künstlerinposition also, die uns durchaus in unserem so genannten guten Geschmack erschüttert und in der Folge Resistenzen, ja gar Ablehnung erzeugen kann.

Ihre Schicht für Schicht aufgebauten Bilder lässt sie sich entwickeln, sie selbst wiederum lässt sich von ihnen provozieren, leiten und faszinieren. Lumsden malt ein Sujet, übermalt, durchwühlt es, bis es vulkanartig selber aus der Leinwand heraus zu quellen droht. Das versetzt die Betrachtenden in die Unsicherheit, die Ungewissheit, wohin diese Malerei denn verführen will. Man könnte geradezu von einem malerischen Angriff sprechen, den Rachel Lumsden mit dem Aufeinandertreffen von Material und Sujet mit ihren Bildern unternimmt. Passion, Offenheit, Reflexion und Verwegenheit prägen und gestalten die Beziehung zwischen der Künstlerin und ihren Bildern. "Man muss alles riskieren", sagt Lumsden.

Publikation: Rachel Lumsden, "Drunk in Charge of a Bicycle", Paintings, Drawings and Snapshots 2010–2012, Verlag Schwabe, Basel. Mit einem Vorwort von Robert Guy Wilson und einem Essay von Axel Jablonski.


Drunk in Charge of a Bicycle
2. März bis 28. April 2013