Raphael Hefti - Manor Kunstpreis Kanton Bern

Die diesjährige Manor Kunstpreis Ausstellung im Kunsthaus CentrePasquArt - die erste institutionelle Einzelausstellung von Raphael Hefti in der Schweiz - setzt die wichtigsten Aspekte von Heftis künstlerischer Praxis zueinander in Beziehung; Aspekte, die ihn zu einem der interessantesten Künstler seiner Generation machen. In Heftis Werk haben sowohl die Fotografie wie auch die Skulptur einen zentralen Stellenwert, wobei sich die eine oft anhand von Experimenten in die andere übersetzt. In seinen Arbeiten bleibt der Bezug zum Handwerk und zur Industrie ein wichtiger Bestandteil.

Heftis Faszination für industrielle und technische Phänomene verleitet ihn zu Experimenten, deren Materialwahl unvorhersehbare Herausforderungen birgt. Der Künstler eignet sich technische Verfahren an und erweitert sie gleichzeitig. Dabei geht es ihm nicht allein um das entstandene Endprodukt, sondern gleichen Teils um den Prozess und die hervorgerufene Transformation des Materials, die er ins Extreme weiterführt. Von der Herstellung von Stahlstäben, die so zerbrechlich wie Glas sind, über das Ausleuchten von ganzen Tälern oder das Transformieren des Ausstellungsraumes in eine gigantische Giessereiwerkstatt - seine Aktionen lassen sich als alchemistisch beschreiben.

Raphael Heftis Ausstellung ermöglicht es, die Wege zu beobachten, welche die unterschiedlichen Bereiche seiner Tätigkeit anhand von Prozessen verbinden. Die Ausstellung hinterfragt formale Merkmale der Werkpräsentation und lässt ersichtlich werden, wie die Kooperation einen beständigen Teil seiner künstlerischen Untersuchungen darstellt. Die grossformatigen Fotogramme der Serie "Lycopodium", 2011, in welchen hochentzündliche Lycopodium-Sporen das Fotopapier belichten, was unerwartet farbstarke Bilder hervorruft, stehen für diese vielschichtigen technischen und kooperative Prozesse. Die Untergrabung der natürlichen Eigenschaften des Materials geschieht in den gross angelegten Arbeiten der Serie Subtraction as Addition, 2011, die primär das Verhältnis zwischen Materialität, Licht und Raum untersuchen.

Die Oberfläche seiner Skulpturen aus Museumsglas bewegt sich zwischen Undurchsichtigkeit und Lichtdurchlässigkeit und ist abhängig von der nicht-reflektierenden Beschichtung, die aufgetragen wurde. Diese Beschichtungsmethode, die normalerweise zum Schutz der Werke vor UV-Strahlen auf den Museumsfenstern angebracht wird, lässt durch die künstlerische Anwendung eine Spiegelfläche entstehen und dreht ihre ursprüngliche Funktion ins Gegensätzliche. Heftis Interesse am ästhetischen Potenzial chemischer Prozesse und am technischen Verfahren, das besonders durch den kreativen Umgang mit Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit ersichtlich wird, kann in der Ausstellung anhand seiner Objektsammlung erfahren werden. Darin enthalten ist ein Werk, das aus geschmolzenen PET-Flaschen, einer zerlegten Flugturbinen-Leitschaufel und Stahlartefakten, die während einer früheren Ausstellung gegossen wurden, hergestellt ist. Jedes Objekt ist das Resultat eines unterschiedlichen Experiments.

Raphael Hefti
Manor Kunstpreis Kanton Bern
4. Mai bis 22. Juni 2014