Kunsthaus Zürich zeigt Fotos, Skulpturen und Collagen von John Waters

"How Much Can You Take?" ist der Titel der Ausstellung, die das Kunsthaus Zürich vom 14. August bis 1. November 2015 dem Werk von John Waters widmet. Waters (Jg. 1946), Stilikone und Enfant terrible des amerikanischen Films, hat wie kein anderer die Ästhetik des unabhängigen Kinos geprägt. Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Künstler, Schauspieler, Performer, Autor.

Wie die Welt des Films in unser Leben dringt – Träume nährt, Obsessionen und Sehnsüchte weckt – so wirkt sie auch auf bildende Künstlerinnen und Künstler. Es überrascht daher nicht, dass Waters selbst ein künstlerisches Werk geschaffen hat. Mit rund 40 klein- bis grossformatigen Film-Fotografien und plastischen Arbeiten erweist das Kunsthaus Zürich diesem wichtigen Bereich in John Waters’ Gesamtwerk Reverenz und stellt diese wenig bekannte Facette im Schaffen dieses aussergewöhnlichen Regisseurs und Universalkünstlers vor.

John Waters‘ Arbeiten sind häufig in Serien angelegt. In "Artistically Incorrect" (2006) wird dem Betrachter mit Schlagworten wie "No, it’s not archival!" und "All photographs fade" auf kritisch-ironische Weise näher gebracht, dass die Kommunikationscodes im Kunstsystem auf weiten Strecken aus Floskeln bestehen, die für Aussenstehende wenig mit der visionären und bezaubernden Kraft zu tun haben, die man der Kunst gemeinhin zuschreibt. "Movie Star Jesus" (1996) steht beispielhaft für Waters‘ Interesse, eine Art von Standbilder-Typologie mit Filmfiguren und -szenen zusammenzutragen, die ihn visuell faszinieren und nicht mehr loslassen. Mit Waters‘ Wechsel vom Film- zum Fotoformat wird dem Betrachter bewusst, dass gewisse Themen formal nur im unbewegten Bild oder erstarrten Objekt untersucht und künstlerisch definiert werden können.

Ironisch und bissig reflektiert und torpediert Waters die Traumfabrik Hollywood, ungeschminkt hält er dem Establishment einen Spiegel vor. Die kleine Plastik "Tragedy" (2015), soeben als Edition für das Kunstmagazin "Parkett" geschaffen, legt davon Zeugnis ab. Ihr Besitzer, This Brunner, schenkt die als Reverenz an Jayne Mansfields Tod aus Acryl, künstlichem Haar, bemaltem Silikon und Urethan geschaffene Skulptur und alle weiteren seiner rund 40 Arbeiten von John Waters dem Kunsthaus. Damit wächst dem Museum die erste und zugleich umfangreichste Sammlung dieses eigenwilligen Künstlers zu. Nach der Ausstellung wird Waters‘ Kunst im Umfeld vorhandener Werke von Andy Warhol, Erwin Wurm, Christian Marclay u.a. einen Platz erhalten. In einer begleitenden Publikation (Verlag Scheidegger & Spiess) ordnet der Philosoph und Literaturkritiker Stefan Zweifel Waters‘ Kunst in dessen Lebenswerk und in die Kunstwelt ein.


How Much Can You Take?
14. August bis 1. November 2015