Helmut Newton: Pages from the Glossies / Greg Gorman: Color Works

In der Ausstellung "Pages from the Glossies" werden viele Bildikonen von Helmut Newton neu beleuchtet: Die Bildmotive entstammen einem Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten; es sind Faksimiles aus renommierten, internationalen Modemagazinen, entstanden zwischen 1956 und 1998.

Newton wurde von den wechselnden Verlegern oder Herausgebern in diesem langen Zeitraum immer wieder gebucht, um seine Versionen und Visionen der jeweils aktuellen Mode entstehen zu lassen. Diese Kontinuität blieb in dem sonst so schnelllebigen Modebusiness eine Besonderheit. Entstanden für Magazine wie Vogue, Elle, Queen oder Stern wurden die später berühmten Motive zunächst im Rahmen eines Mode-Editorials oder einer Bildgeschichte veröffentlicht. 1998 publizierte sie Newton unter dem Titel "Pages from the Glossies" im Zürcher Scalo-Verlag, das Buch war seit längerem vergriffen und wurde von Taschen neu aufgelegt.

Erstmals präsentiert die Helmut Newton Stiftung die Einzel- und Doppelseiten der in "Pages from the Glossies" versammelten Veröffentlichungen als vergrößerte Ausstellungsprints, inklusive der individuellen Typografie der unterschiedlichen Magazine, Seitenzahlen, Kommentare und Bildunterschriften. Somit bleibt die Berliner Präsentation der mehr als 230 Zeitschriftenseiten mit fast 500 Einzelaufnahmen so authentisch wie möglich.

Schreitet man als Besucher an Newtons chronologisch aufgereihten, faksimilierten Modeaufnahmen in den Ausstellungsräumen entlang, erkennt man nicht nur die sich verändernde Bildsprache des Fotografen, sondern vor allem die sich verändernde Stellung der Frau in der westlichen Gesellschaft seit den 1950er-Jahren. Helmut Newton war mit seinen teilweise radikalen, aber stets sehr eleganten Frauenbildern dem Zeitgeist häufig voraus – und hat diesen gleichzeitig über Jahrzehnte mitgeprägt.

Der großen Übersichtsausstellung zu Newton wird auch diesmal das Werk eines anderen Fotografen zur Seite gestellt; Helmut Newton selbst hatte sich diese Ausstellungspraxis bei der Gründung seiner Stiftung gewünscht. Der amerikanische Fotograf Greg Gorman wurde bereits 2013 zu einer Präsentation in "June"s Room" eingeladen. Während er damals Schwarz-Weiß-Männerakte zeigte, die Newtons "Big Nudes" im Hauptausstellungsraum paraphrasierten, sind diesmal an gleicher Stelle 25 Farbporträts prominenter, zumeist amerikanischer Musiker, Künstler und Schauspieler zu sehen, darunter David Bowie und Grace Jones, Andy Warhol und Julianne Moore.

In der Ausstellung "Color Works", die zum ersten Mal in Deutschland Farbfotografien von Gorman zeigt, begegnen der Besucher den Gesichtern und Typen eines globalen Musik-, Kunst- und Filmbusiness. Den langsam verblassenden Hollywoodmythos beispielsweise schreibt Gorman mit seinen Porträts weiter und hinterfragt ihn gleichzeitig. Sehr individuell und formal unterschiedlich entstanden die Aufnahmen meist im Auftrag von Magazinen; so verbindet sich der eigenständige fotografische Stil Gormans mit den Wünschen der Auftraggeber und den Bildideen der Porträtierten innerhalb der Ausstellung zu einer ungewöhnlichen Melange.


Katalog: "Helmut Newton. Pages from the Glossies." Taschen-Verlag, Softcover, 22,2 x 29,5 cm, 524 Seiten. ISBN 978-3-8365-2449-0, 39,99 EUR (Deutsch, Englisch, Französisch)

Helmut Newton: Pages from the Glossies / Greg Gorman: Color Works
4. Dezember 2015 bis 22. Mai 2016