Elodie Pong – Paradise Paradoxe

Augen kann man schliessen – die Nase nicht. Die Zürcher Video- und Installationskünstlerin Elodie Pong nimmt die unsichtbare Geruchsarchitektur, die uns umgibt, zum Ausgangspunkt für ihre Einzelausstellung im Helmhaus Zürich. Die Besucherinnen und Besucher begegnen Pflanzen, die im 3D-Drucker gewachsen sind, einem Roboter, der Parfumnamen an die Wand wirft – und einem noch nie gerochenen Duft.

Kunst zum Riechen – die neue Wahrnehmungsfelder eröffnet: Die in Zürich lebende Künstlerin Elodie Pong untersucht Gerüche als essenzielle Bedeutungsträger und Metaphern für unsere flüssige Zeit. Düfte schaffen nonverbale Verbindungen zwischen Menschen, Objekten und Orten. Werden wir an der Nase herumgeführt? Leben wir in einer "Schönen Neuen Welt" des Geruchs, in Anlehnung an Aldous Huxleys dunklen Zukunftsroman? Oder birgt das Olfaktorische vielmehr utopisches – vielleicht sogar, wie im Titel der Schau, paradiesisches – Potenzial?

Die Helmhaus-Ausstellung bietet künstlerische Anregungen zu solchen Fragestellungen und kreiert im White Cube einen Wahrnehmungs- und Denkraum, der zwischen Geruch und Gerücht oszilliert: In neuen Videoarbeiten konfrontiert Elodie Pong Versatzstücke aktueller Theorie zum Geruchsthema direkt mit dem menschlichen, tanzenden Körper – einer zentralen Quelle von unterschiedlichsten Düften. In Skulpturen – einem Medium, das die Künstlerin erst wenig angewendet hat – lässt Pong das Nachdenken über Geruch sich fragil materialisieren: Einige Bestandteile von Parfums werden heute synthetisch hergestellt, weil etwa die Pflanzen, aus denen sie ursprünglich gewonnen wurden, bedroht sind. Elodie Pong greift zu einem Trick, und lässt Pflanzen im 3D-Drucker nachwachsen. Ein eingängiges Bild für den gewöhnungsbedürftigen Entwicklungsstand unserer immer synthetischer werdenden Welt.

Mit dem bekannten Duftforscher Roman Kaiser hat Elodie Pong für die Ausstellung schliesslich gar einen neuen Geruch kreiert. Für Düfte und unsere Wahrnehmung davon gilt: Man bekommt keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen. "Elodie Pong – Paradise Paradoxe" wird über den Geruchssinn sehr direkt ins Gehirn der Besucherinnen und Besucher eingehen – und sich dort für immer einschreiben.


Zur Ausstellung erscheint Mitte April die Publikation "Elodie Pong – Paradise Paradoxe" in der Edition Patrick Frey, Zürich. Das vom Grafikbüro Huber/Sterzinger gestaltete Buch erweitert die Thematik der Ausstellung mit Texten des Philosophen Georg Kohler, der Gender-theoretikerIn Jack Halberstam oder dem Neurowissenschafter Andreas Keller und vielen weiteren AutorInnen um prägnante Nuancen (Buchvernissage am 14. April, 18.30 Uhr).

Elodie Pong – Paradise Paradoxe
Eine Ausstellung mit Geruch im Helmhaus Zürich
11. März bis 8. Mai 2016