"Saturnalien" in der Wiener Galerie Konzett

31. Dezember 2014
Bildteil

Als dritten Teil der interdisziplinären Projektreihe KKK (Konzett, Konzept, Konzert) lanciert die Wiener Galerie Konzett die Wiederauferstehung der "Saturnalien", das wichtigstes Jahresfest im antiken Rom, das jeweils immer zwischen 17. und 23. Dezember abgehalten wurde. Eine fröhlich-sinnliche Alternative zum Weihnachtsfest. Um den unterschiedlichen Facetten dieses Festes gerecht zu werden (saturare = ernähren), lässt die Galerie neben Kunst, Musik und die Praxis dazwischen auch Elemente leiblicher Genüsse in das Konzept der Veranstaltung einfliessen.

In der Zeit der römischen Republik wie in der Kaiserzeit waren die Saturnalien ein Volksfest, das allgemein hemmungslos gefeiert wurde. Eine Art Vereinigung von Erntedankfest und Karneval. Der soziale Aspekt äußerte sich in der öffentlichen Ausspeisung Armer und Obdachloser. Standesunterschiede wurden kurzzeitig aufgehoben, Sklaven ihren Besitzern ebenbürtig. Innerhalb des Familienverbandes besuchte man Verwandte und Freunde und überreichte sich Geschenke: Es folgte ein großes Festmahl, meist mit exzessivem Trink- und Essgelage und mit intellektuellen Diskursen über Dichtung, Musik und Kunst die sich im späteren Verlauf in den Vortrag von Spottgedichten und Rätseln steigerte. Die Moral lockerte sich während der Feiertage erheblich, was als Reflex des goldenen, saturnischen Zeitalters gedeutet wurde. In adeligen Kreisen wurde eine verfeinerte Variante gefeiert, mit Veranstaltungen über Dichtung, Musik und Kunst.

C. M. Wieland gibt 1813 in seinen Kommentaren den "Saturnalien" des Lukianus eine Definition vor, die später unter dem Begriff "Saturnalische Freiheit" subsumiert werden sollte: "Ein Fest, dessen Absicht es war, das Andenken der Freiheit und Gleichheit der Menschen in der ersten Jugend der Welt lebendig zu erhalten." Die Werke der aktuellen Ausstellung in der Galerie Konzett rezipieren die genussvollen Aspekte des Festes: Wein, Essen, Erotik, Spaß. Bildimmanent, wenn auch nicht immer präsent: die Vanitas, der Verfall, die Auflösung, das Ende aller Feste.

Beteiligte Künstler - kuratiert von Phillipp Konzett:
R. Adlassnigg, D. Barzilai, J. Beuys, C. Eisenberger, R. Hoeck, M. Kippenberger, Z. Komad, R. Nowak, R. Polanszky, P. Renner, D. Roth, H. Weigand, F. West, H. Zobernig.

Musik - kuratiert von Michael Mautner:
Werke von Claudio Monteverdi, Kurt Schwitters, Otto M. Zykan.

Essen und Trinken - kuratiert von Paul Renner.

Die Ausstellung dauert noch bis 24. Jänner 2015