Innsbruck: Künstlerduo M+M in der Tiroler Landesgalerie

In seiner ersten in Österreich stattfindenden Einzelausstellung präsentiert das Künstlerduo M+M (Marc Weis, *1965 in Daun, und Martin De Mattia, *1963 in Duisburg, leben und arbeiten in München) den Filmzyklus "7 Tage". In einer eigens für die Halle der Galerie im Taxispalais konzipierten Installation wird die komplette Reihe des siebenteiligen Werks gezeigt, das M+M seit 2009 sukzessive in einem Zeitraum von fast sieben Jahren entwickelt haben.

Die Installation gleicht einem multiperspektivischen Kino, das die Sprache des Films um räumliche Strukturen und neue Erzählweisen erweitert. Jeder Film des Zyklus erzählt eine eigene Geschichte, die jedoch immer in zwei parallel projizierte Varianten gesplittet ist. Der Protagonist – dargestellt von dem Schauspieler Christoph Luser – sieht sich innerhalb der 7 Tage scheinbar alltäglichen, jedoch vollkommen gegensätzlichen Situationen ausgesetzt. Alle sieben Filme beziehen sich auf Schlüsselszenen aus unterschiedlichen Spielfilmen, in denen die psychologische Dimension zwischenmenschlicher Beziehungen zum Vorschein kommt. In ihren Doppelinszenierungen verleihen M+M diesen Szenen eine neue Lesart und entwickeln eine Filmsprache, die die Veränderlichkeit heutiger Identitäten zum Thema macht.

So reinszenieren M+M Szenen unter anderem aus Jean-Luc Godards "Le mépris" (1963), John Badhams "Saturday Night Fever" (1977) oder Stanley Kubricks "The Shining" (1980), wobei jeder Film einem Wochentag gewidmet ist. Zum Teil kehren von Film zu Film bestimmte Motive wieder, wie beispielsweise Beziehungen zwischen Vater, Mutter und Kind oder erotische Annäherungen oder Distanzierungen zwischen Mann und Frau oder Mann und Mann. Bei jedem Film handelt es sich um eine präzise synchronisierte Doppelprojektion, in der bei exakt gleichem Dialog, Kameraführung und Schnitt eine Figur ausgetauscht ist. Die Stimmungen und die Bedeutungen der Dialoge und Handlungen verändern sich dabei teils unterschwellig, teils erheblich und offenbaren deren verstörenden Facettenreichtum.

Ein zentrales Element der "7 Tage" ist die Verteilung der Projektionsleinwände im Raum, die Zersplitterung des homogenen Filmraums und seiner Erzählstruktur zugunsten eines multiperspektivischen Kinos, das sich erst durch einen aktiven Betrachter erschließt, der Querbezüge zwischen den Projektionen, den multiplen Bildern und Geschichten herstellt. Die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Besonderheiten der Synchronerzählung, die M+M in den Filminstallation "7 Tage" erproben, spiegelt ihr Interesse an den zunehmend komplexen Raum-, Identitäts- und Zeiterfahrungen unserer Gesellschaft.

M+M (Marc Weis, Martin De Mattia) kombinieren in ihren konzeptionell ausgerichteten Werken oft verschiedene Medien, von Fotografie, Video und Film über Bildhauerei bis zu Architektur und Projekten im öffentlichen Raum. Seit einigen Jahren liegt der Fokus auf multimedialen Installationen.


Katalog: "M+M – 7 Tage." Mit Texten (dt./engl./frz.) von M+M, Kevin Muhlen und Jürgen Tabor, 168 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2015

M+M - 7 Tage
3. Oktober bis 29. November 2015