Anthropomorphe Metallskulpturen begegnen der antiken Götterwelt

In der Reihe "Carlone Contemporary" werden frühe Arbeiten von Christine und Irene Hohenbüchler aus der umfangreichen Schenkung eines Sammlers gemeinsam mit einer neu entstandenen Installation gezeigt. Wie auf einer Bühne präsentieren sich die skulpturalen Objekte der Künstlerinnen vor der Illusionsmalerei von Carlo Innocenzo Carlone im Oberen Belvedere.

Mit einer "Gesellschaft" aus vertikalen, anthropomorphen Metallskulpturen, käfigartigen Kinderbetten, Bücherschränkchen und einem bearbeiteten Kalkstein begegnen die Künstlerinnen dem barocken Bildprogramm der antiken Götterwelt. Kuratiert wurde das Projekt von Generaldirektorin Stella Rollig.

Die Zwillingsschwestern Christine und Irene Hohenbüchler arbeiten als Künstlerinnen im Duo. Ihr Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Partizipation, multipler Autor_innenschaft und offenen Gestaltungsprozessen. Im Zentrum ihres umfangreichen Œuvres mit großformatigen Rauminstallationen, Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen, Möbelobjekten, textilen Elementen und Projekten im öffentlichen Raum stehen soziale und politische Fragestellungen.

Die umfangreiche Schenkung aus einer niederländischen Privatsammlung an das Belvedere enthält Arbeiten aus den 1990er-Jahren, darunter einige, die in multipler Autor_innenschaft und oft in Zusammenarbeit mit Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen entstanden sind. Die Schenkung ist der Anlass für die Präsentation einiger früher Schlüsselwerke, die mit einer für die Ausstellung neu produzierten Arbeit ergänzt werden.

1964 wurden die Zwillingsschwestern in Wien geboren. Christine Hohenbüchler studierte Bildhauerei bei Wander Bertoni an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, Irene Hohenbüchler Malerei bei Maria Lassnig, und beide absolvierten den postgradualen Studiengang an der Jan van Eyck Academie in Maastricht. Seit Studienende arbeiten sie als Duo und interessieren sich für Kunstproduktion außerhalb vorgegebener Strukturen und kultureller Rahmenbedingungen. 1997 stellten sie gemeinsam mit der Kunstwerkstatt Lienz auf der documenta X aus, 1999 gestalteten sie einen der österreichischen Beiträge für die Biennale in Venedig, im selben Jahr entwarfen sie den "Eisernen Vorhang" für die Wiener Staatsoper. Mit Einzelausstellungen waren sie im Kunstmuseum Bonn, in der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster und in der Kunsthalle Krems vertreten. Christine Hohenbüchler leitet das Institut für Kunst und Gestaltung an der TU Wien. Irene Hohenbüchler hat eine Professur für Kooperative Strategien an der Kunstakademie Münster inne.

Die Reihe "Carlone Contemporary" präsentiert halbjährlich im Carlone-Saal des Oberen Belvedere zeitgenössische Werke. Künstlerinnen und Künstler beziehen Position zum barocken Bildprogramm der Fresken, das der Überwindung der Dunkelheit und dem Erblühen der Künste gewidmet ist und damit Prinz Eugen als Mäzen der Künste huldigt.

Carlone Contemporary
Christine und Irene Hohenbüchler
18. März bis 12. September 2021