Adorno-Preis für Schriftsteller und Kulturtheoretiker Klaus Theweleit

Der Theodor-W.-Adorno-Preis, der mit 50'000 Euro dotiert ist und nur alle drei Jahre vergeben wird, geht in diesem Jahr an den deutschen Schriftsteller und Kulturtheoretiker Klaus Theweleit. Der 79-Jährige sei einer der "einflussreichsten und zugleich originellsten Kultur- und Literaturtheoretiker", heisst es in einer Aussendung der Stadt Frankfurt. Seit den 1970er Jahren arbeite Theweleit "konsequent an Themenkomplexen, die bis in die unmittelbare Gegenwart hineinwirken".

Wie es weiter heißt, gelte etwa sein zweiteiliges Werk "Männerphantasien" (1977/78) über die Körperpolitik des Faschismus bis heute als Standardwerk kritischer Gesellschaftstheorie. Das 1.174 Druckseiten umfassende, zweibändige Opus erschien im Verlag Roter Stern und wurde nach Erscheinen sowohl in linksalternativen und feministischen als auch in "Mainstream"-Publikationen ausführlich rezipiert. In dem stark an Konzepten der Psychoanalyse und von Gilles Deleuze und Félix Guattari orientierten Buch untersuchte Theweleit faschistisches Bewusstsein und die soldatische Prägung des Ich. Darüber hinaus versuchte er, einige der verbreiteten psychoanalytischen Ansichten über den faschistischen Männertyp umzuformulieren. Er behandelt darin insbesondere die Literatur der deutschen Freikorps der Zwischenkriegszeit. Angeregt sind seine Thesen außerdem durch die Arbeit der amerikanischen Psychoanalytikerin Margaret Mahler, die in ihrem 1969 erschienenen Buch On Human Symbiosis and the Vicissitudes of Individuation psychotische Kinder beschreibt, deren Züge Theweleit mit den Attitüden der Autoren – Hermann Ehrhardt, Gerhard Roßbach, Martin Niemöller, Rudolf Höß, Ernst Jünger, Ernst von Salomon, Paul von Lettow-Vorbeck und Manfred von Killinger – vergleicht, die den Ausgangspunkt seiner (zunächst literaturwissenschaftlichen) Untersuchung bilden.

Die Auszeichnung, die von der Stadt Frankfurt zum Gedenken an den Philosophen Adorno vergeben wird, soll der Förderung und Anerkennung hervorragender Leistungen in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film dienen. Die Preisverleihung findet am 11. September, dem Geburtstag Adornos, in der Frankfurter Paulskirche statt. Zuletzt ausgezeichnet wurden Margarethe von Trotta (2018), Georges Didi-Huberman (2015) und Judith Butler (2012).