Vienna Biennale 2021

In der vierten Ausgabe der Mehrspartenbiennale geht es um die Leidenschaft für die Umwelt, Ideen zur Veränderung und kollektive Verantwortung für die Klimazukunft.

Ausstellungen, Projekte und Veranstaltungen an fünf verschiedenen Standorten zeigen auf, wie eine nachhaltige, von "Climate Care" und "Planet Love" getragene Zukunft aussehen kann und welche Impulse von Kunst, Architektur und Design ausgehen können.

Die interdisziplinäre Ausstellung "Climate Care. Stellen wir uns vor, unser Planet hat Zukunft" präsentiert eine im musealen Kontext bis dato einzigartige Vielfalt an künstlerischen und aktivistischen Projekten, Ideen und Konzepten zu einem der drängendsten Anliegen unserer Zeit: Climate Care (Klimafürsorge). Mehr als 120 Beiträge von Künstler_innen, Designer_innen, Architekt_innen, Wissenschaftler_innen, Aktivist_innen und Autor_innen stehen im Hauptbeitrag des MAK zur Vienna Biennale For Change 2021 für das enorme Potenzial künstlerischer Disziplinen, eine nachhaltige Klima-Moderne mitzuentwickeln und voranzutreiben. Auf eine Weise, wie es Klima- oder Biodiversitätsstatistiken nicht vermögen, erreichen uns die Künste. Sie kommunizieren unmittelbar mit unseren Sinnen und inspirieren uns zur Auseinandersetzung mit "Climate Care", die von "Planet Love" – einer fürsorglichen und wertschätzenden Begegnung mit unserem Planeten – getragen ist.

Die Ausstellung "Ecologies and Politics of the Living" der Universität für angewandte Kunst Wien untersucht die Vorstellung und Wahrnehmung der Menschen von Natur, in all ihrer Komplexität. Die internationalen künstlerischen Positionen zeigen ökologische Prozesse von organischer und anorganischer Materie und deren historische Verflechtungen, vor dem Hintergrund einer politisch und wirtschaftlich verwobenen Welt. Das Projekt liest sich als eine Einladung, neue Formen des Zusammenlebens jenseits vom Streben nach Eroberung und Ausbeute zu denken und neue Formen der Koexistenz unterschiedlicher Lebewesen zu erproben. Parallel dazu präsentiert die Angewandte die interaktive Medienskulptur "Collective Action Viewer" im öffentlichen Raum. Die Künstler_innen Verena Tscherner und Joerg Auzinger lassen die Auswirkungen des globalen Klimawandels sichtbar und somit für die Betrachter_innen begreifbar werden.

Die Ausstellung des Kunst Haus Wien "Ines Doujak. Landschaftsmalerei" thematisiert die skrupellose Enteignung und Vertreibung der Landbevölkerung durch Konzerne, Staaten oder Investoren. Tafeln mit historischen Darstellungen von Apfelsorten und Originalzitaten von sog. "Landräubern" sind im Innenhof und im öffentlichen Raum installiert. Die teils nicht mehr existenten Sorten verweisen auf eine Dimension des Landraubes durch monokulturelle Bewirtschaftung. Für eine weitere Installation arbeitet die Künstlerin mit einer Materialsammlung aus der Natur: Samen, Blüten, Blätter, Steine und Holz.

Die Zukunft von Lebensmitteln steht im Zentrum von "Eat Love. Essensräume von morgen", einem gemeinsamen Projekt der Wirtschaftsagentur Wien mit dem MAK. Als Erweiterung des Schwerpunktthemas "Let’s talk Lebensmittel" der Wirtschaftsagentur Wien kommt im MAK das Kreativ- und Innovationspotenzial der Lebensmittelwirtschaft auf den Tisch. Als Stadt-Outdoor-Laboratorium tourt die "studio mobil / think tank station" von Mai bis Oktober durch Wien. Mit über 20 Partnerinnen werden Menschen zur Teilnahme eingeladen, indem Wissen über Lebensmittel (re)aktiviert, gesammelt und geteilt wird. In Workshops, Debatten und Vorträgen werden Ideen zu alternativen Lebensmitteln und Lebensmittelräumen beleuchtet.

Mit der vom MAK neu beauftragten Arbeit "Invocation For Hope" im Herzen der Vienna Biennale lädt Superflux dazu ein, über unsere Beziehung zur Erde und alternative Visionen eines prosperierenden Planeten zu reflektieren. Aus der Asche der menschlichen Hybris heraus lässt das anglo-indische, in London lebende Designteam mit der immersiven Installation neues, natürliches Leben entstehen. Ein überdimensionales symmetrisches Raster mit mehr als 400 verbrannten Bäumen führt den Besucher_innen im zentralen Raum der MAK-Ausstellungshalle gleichsam als Allegorie die Zerstörung unserer Umwelt vor Augen. Anmutig geben die schwarzen Baumskelette ihre Fruchtbarkeit an das Brachland zurück und nähren einen jungen, neu wachsenden Wald – eine Grünoase prall gefüllt mit Leben.

Die MAK-Ausstellung "Foster. The Soil and Water Residency" präsentiert neu entwickelte Arbeiten jener Künstler_innen, die 2020 an dem von Angelika Loderer initiierten Projekt "Foster – The Soil and Water Residency" teilgenommen haben. Sie lud elf Künstler_innen ein, den geliehenen Raum als Experimentierfeld mit dem Einfachen und Elementaren, zur Selbsterhaltung und zum gegenseitigen Austausch zu nutzen. Foster (engl. für "Pflege oder Fürsorge leisten, ohne blutsverwandt oder rechtlich dazu verpflichtet zu sein") geht es um die Auseinandersetzung mit dem Prozess des Wachstums und Pflegens in einem Grenzzustand zwischen Unabhängigkeit und Prekarität.

Die Ausstellung "Climate Pandemics. Dark Euphoria" nimmt Science-Fiction-Literatur, speziell Climate Fiction, als Ausgangspunkt für künstlerische Reflexion: Sie spielt mit der Fähigkeit des Genres, Umweltthemen mit der Erfahrung zu verknüpfen, so in einer anderen Welt zu leben, als ob wir ein Teil dieser Welt wären. Damit werden intensivere emotionale Reaktionen hervorgerufen als durch die bloße Lektüre von Informationen über die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels. Zwei in Wien lebende bildende Künstler_innen, Kerstin von Gabain und Ivan Pérard, wurden vom MAK eingeladen, neue Arbeiten für die Ausstellung zu entwickeln.

Unter dem Titel "Digital & Circular. Wege in die Kreislaufgesellschaft" präsentiert das MAK ab 23. Juni 2021 (MAK-Kunstblättersaal und MAK-Säulenhalle, 1. Stock) die Ergebnisse einer interdisziplinären Ideenfindung zu digitalen Innovationen für ökologische Zukunftsfähigkeit. Als konkrete Schwerpunktsetzung erforschen "Eoos Next" und das Design Studio Process mit einer vom renommierten Stoffströme-Forscher Ao. Prof. Helmut Haberl (Institut für Soziale Ökologie der BOKU Wien) geleiteten Arbeitsgruppe Potenziale für einen effektiveren Einsatz von Kreislaufansätzen.

Die Veranstaltung "Getting Wet" der Kunsthalle Wien am 18. Juni 2021 bietet ein Diskurs- und Filmprogramm, das dazu einlädt, ausgehend vom Wasser – als Element, aber auch als Idee, die unsere Beziehungen auf der Erde neu gestalten kann – jene extraktivistische Logik zu hinterfragen, die unsere Gegenwart bestimmt. Außerdem verwandelt sich die Kunsthalle Wien Karlsplatz vom 10. bis zum 27. Juni 2021 im Rahmen der Mitmach-Ausstellung "Space For Kids. Fußabdrücke im Datenmeer" in ein künstlerisches Forschungslabor. Hier können Ausstellungsbesucher_innen gemeinsam mit den Künstler_innen von The Golden Pixel Cooperative in unterschiedlichen Workshops spielerisch neue Sichtweisen auf unsere Umwelt entdecken.

Als übergreifende Diskursplattform zu den Themen der Vienna Biennale organisiert das "Az W" – Architekturzentrum Wien die von allen Biennale-Partnerinstitutionen gemeinsam programmierte Konferenz "Planet Matters" (3. – 4. September 2021). Eine neue Haltung zum Planeten und all seinen Spezies braucht die Zusammenarbeit verschiedenster Wissenssparten. Bei der Konferenz diskutieren internationale Akteur_innen aus Architektur, Kunst, Design, Ökologie und Ökonomie vielgestaltige Ansätze von Planet Love.

Die Vienna Biennale 2021 wird vom MAK, der Universität für angewandte Kunst Wien, der Kunsthalle Wien, dem Architekturzentrum Wien und der Wirtschaftsagentur Wien sowie dem Kunst Haus Wien als neuem Partner und dem AIT Austrian Institute of Technology als außeruniversitärem Forschungspartner veranstaltet.

Vienna Biennale For Change 2021: Planet Love. Klimafürsorge im Digitalen Zeitalter
28. Mai bis 3. Oktober 2021

Climate Care. Stellen wir uns vor, unser Planet hat Zukunft
Eine Ausstellung des MAK
MAK-Ausstellungshalle EG/Galerie, Stubenring 5, 1010 Wien
28. Mai – 3. Oktober 2021

Ecologies and Politics of the Living
Eine Ausstellung der Universität für angewandte Kunst Wien
AIL – Angewandte Innovation Lab, 1010 Wien, Georg-Coch-Platz 2
28. Mai – 3. Oktober 2021

Collective Action Viewer
Eine interaktive Medienskulptur der Universität für angewandte Kunst Wien
Im öffentlichen Raum am Karlsplatz, 1040 Wien
28. Mai – 3. Oktober 2021

Ines Doujak. Landschaftsmalerei
Eine Ausstellung des Kunst Haus Wien
Garage und Innenhof, Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien
28. Mai – 3. Oktober 2021

Eat Love. Essensräume von morgen
Ein gemeinsames Projekt der Wirtschaftsagentur Wien und des MAK
MAK-Ausstellungshalle EG, Stubenring 5, 1010 Wien, und andere Orte in Wien
28. Mai – 3. Oktober 2021

Invocation For Hope. A new commission by Superflux
Eine Ausstellung des MAK
MAK-Ausstellungshalle EG (Zentrale Halle), Stubenring 5, 1010 Wien
28. Mai – 3. Oktober 2021

Foster. The Soil and Water Residency
Eine Ausstellung des MAK
Mak Design Lab (Zentraler Raum), Stubenring 5, 1010 Wien
28. Mai – 3. Oktober 2021

Climate Pandemics. Dark Euphoria
Eine Ausstellung des MAK
MAK Creative Climate Care Gallery, Stubenring 5, 1010 Wien
28. Mai – 3. Oktober 2021

Digital & Circular. Wege in die Kreislaufgesellschaft
Eine Ausstellung des MAK
MAK-Kunstblättersaal und MAK-Säulenhalle (1. Stock), Stubenring 5, 1010 Wien
23. Juni – 3. Oktober 2021

Getting Wet
Eine diskursive Veranstaltung der Kunsthalle Wien
Kunsthalle Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien
18. Juni 2021

Space For Kids. Fußabdrücke im Datenmeer
Eine Ausstellung der Kunsthalle Wien
Kunsthalle Wien Karlsplatz, Treitlstraße 2, 1040 Wien
10. – 27. Juni 2021

Planet Matters
Eine Konferenz im Az W – Architekturzentrum Wien
Museumsplatz 1, 1070 Wien
3. – 4. September 2021