Eine kurze Geschichte der NFTs und der digitalen Kunst

Mit "Proof of art" präsentiert die OÖ Landes-Kultur GmbH die weltweit erste museale Ausstellung zur Geschichte der NFTs und der digitalen Kunst. Passend zum Thema nicht nur offline in den Ausstellungsräumen des Francisco Carolinum, sondern auch online in der virtuellen Welt von Cryptovoxels. Angesichts der Entwicklungen rund um NFTs in der Kunst und auf dem Kunstmarkt kann es nicht ausbleiben, sich mit deren Geschichte zu befassen – und damit, warum sie plötzlich in aller Munde sind.

Bei NFTs handelt es sich zuvorderst um eine Technologie, die ein Problem löst: Digitale Dateien gibt es im Überfluss. Ein NFT ist ein Echtheitszertifikat für jede digitale Datei, die in der Blockchain hinterlegt ist, macht aus diesen Dateien Unikate und fungiert damit auch als digitale Signatur von Künstler_innen.

Die aktuell hitzig geführten Debatten um NFTs bilden den bisherigen Höhepunkt in der Auseinandersetzung mit digitaler Kunst. Der NFT-Hype der Jahre 2020 und 2021 hat eine lange Vorgeschichte. Obwohl die zugrunde liegende Technologie seit Jahren existiert und vom Finanzmarkt verwendet wird, waren es letztendlich Künstler_innen, die diesen Wandel herbeigeführt und das Thema in die breite Öffentlichkeit gebracht haben. Denn mit dem Aufstieg von NFT-Marktplätzen sind nun die ökonomischen Möglichkeiten dieses neuen Systems für die Künstler_innen attraktiv geworden. Womit sich auch die Debatte von der Behandlung konzeptueller zur Thematisierung ästhetischen Positionen verschob. Die bislang vor allem durch den Kunstmarkt und die Kunstkritik geführten Diskussionen um NFTs zwingen öffentliche Kulturinstitutionen dazu, ihrer Verantwortung nachzukommen und grundlegende Fragen nach dem künstlerischen, materiellen und soziologischen Wert der digitalen Kunst zu stellen und Antworten zu finden.

Die OÖ Landes-Kultur GmbH stellt sich mit "Proof of art" dieser Herausforderung gerne und zeigt die Ursprünge der NFTs und ihre Entwicklung von ersten formativen Versuchen mit digitalen Technologien, über erste künstlerische Experimente mit der Blockchain bis hin zur aktuellen Kryptokunst. Die multimediale Ausstellung präsentiert off- wie online jeweils rund 25 Positionen von Künstler_innen, die sich mit dem neuen Bedeutungs- und Wertesystem auseinandersetzen, untersucht die Rolle von Künstler_innen in ihrem hochtechnologischen Umfeld und erörtert die Auswirkungen virtueller Räume auf unsere Lebenswirklichkeit.

Die wesentliche Frage, der die Ausstellung nachgeht, ist recht einfach: Worauf fußt diese Entwicklung? Welche Künstler_innen haben sich mit datensatzbasierter Kunst beschäftigt, bevor die NFTs die Welt auf den Kopf gestellt haben? Was versprachen sich diese Künstler_innen von der Dezentralisierung, bevor es auch nur einen Hauch von monetären Erfolgschancen gab? Was bedeutet es, den Wert von sich selbst oder seiner Arbeit zu festzulegen? Wie könnte technologische Automatisierung einen positiven systemischen Wandel bewirken?

Ironischer Weise wurde die Crypto Art durch den Aufstieg zentralisierter Marktplätze für NFT-gestützte Kunst so populär – also durch diejenigen, die Inhalte bestimmen, den Zugang kontrollieren und die Finanzen verwalten. Nüchtern betrachtet werden mit einer Technologie, die dafür gepriesen wurde, die Machtverhältnisse umzukehren und den Stummen eine Stimme zu geben, wieder nur alte Machtstrukturen angewendet. Häufig besteht der größte Wert eines unruhestiftenden, neuen Systems darin, dass es uns zwingt, Bestehendes zu überdenken. NFTs zwingen uns zu einer Neuausrichtung der Perspektive, bieten eine allgemeine Chance, zu diskutieren, zu debattieren und unser derzeitiges Wertesystem zu überdenken und zu ändern.

Konzeptionell hat sich der Fokus von intellektualisierten Arbeiten der frühen und mittleren 2010er Jahre zu ästhetisch geprägten Stücken verschoben, die oft im digitalen Raum entstehen und entweder zu kurzen Videos oder Gifs verarbeitet werden. Diese Newcomer, von denen viele Autodidakten sind, die weder verschult und noch kunsthistorisch geprägt wurden, sind sich möglicherweise nicht darüber bewusst, dass es Crypto Art schon seit Jahrzehnten gibt. Aber dass gerade die kurze kritische Phase des Hypes von ihnen entscheidend mitgeprägt wurde, hat die Diskussion darüber beeinflusst, nach welchen neuen Maßstäben Kunst "erfolgreich" sein und auch als solche rezipiert werden kann.

Im Zuge ihrer Beschäftigung mit diesen brandaktuellen Themen hat die OÖLKG am 24. April 2021 ein NFT-Grundstück im Metaverse Cryptovoxels erworben und dort mit dem "DFC Francisco Carolinum", dem digitalen Ableger des Hauses für Foto- und Medienkunst des Landes Oberösterreich, ihren jüngsten Standort in der 17 Clarion Alley auf der Insel San Francisco errichtet. Neben unterschiedlichen Ausstellungen wird auch ein Raum für die Erörterung der Rechtsfragen geschaffen, die sich rund um NFTs für Künstler_innen, Museen und Sammler_innen stellen.

Proof of Art
Eine kurze Geschichte der NFTs, von den Anfängen der digitalen Kunst bis zum Metaverse
11. Juni bis 15. September 2021
Kuratiert von Jesse Damiani, co-kuratiert von Fabian Müller und Markus Reindl
https://www.cryptovoxels.com/parcels/4650