Denkmal für homosexuelle NS-Opfer in Wien wird neu ausgeschrieben

Die Stadt Wien schreibt erneut einen Wettbewerb für ein Denkmal im Resselpark für die homosexuellen NS-Opfer aus. Vor einem Jahr wurde der Siegerentwurf des britischen Künstlers Marc Quinn für das Denkmal für die Männer und Frauen, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit wurden, der Öffentlichkeit vorgestellt. Angesichts der Unsicherheiten aufgrund der aktuellen globalen Lage hat der Künstler den Entwurf nun zurückgezogen. Die Stadt wird daher eine Ausschreibung starten, die in einem zweistufigen Verfahren ein neues Siegerprojekt ermitteln wird.

Der Künstler hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht und begründet seine Absage wie folgt: „Angesichts der aktuellen globalen Lage und im Bewusstsein, wie viele Ressourcen in die Umsetzung des Gesamtkonzepts des Kunstwerks einfließen, bin ich nicht in der Lage mit Gewissheit zu sagen, wann eine Fertigstellung möglich sein wird. Mit Bedauern und meinem größten Respekt vor allen am Projekt beteiligten Personen ziehe ich mich zurück, damit die Stadt Wien den nächsten Schritt zur Umsetzung dieses wichtigen Denkmals setzen kann“.

„Ich bedaure die Situation sehr und habe die Angelegenheit auch mehrmals mit dem Künstler im Detail besprochen, verstehe und respektiere aber seine Entscheidung. Ein Kunstwerk ist immer eng mit dem ihm zugrundeliegenden künstlerischen Prozess verknüpft. Kann dieser künstlerische Prozess nicht stattfinden, aus welchen Gründen immer, dann wirkt sich das auch auf das originäre Kunstwerk aus. Insofern kann ich die Haltung des Künstlers nachvollziehen und es spricht auch für seine Integrität, wenn er unter geänderten Umständen, verursacht durch die weltweite Situation, seine Idee zurückzieht“, so Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Daher heißt es jetzt, nach vorne zu blicken und eine neue Ausschreibung zu initiieren. Ich freue mich auf viele neue künstlerische Ideen und Entwürfe für dieses wichtige Denkmal als Zeichen von Antidiskriminierung im öffentlichen Raum."

Die neue Ausschreibung

Wie geht es jetzt weiter? KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien und die WASt Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen werden so rasch wie möglich eine neue Ausschreibung vorbereiten, das ein zweistufiges Verfahren vorsieht. In einem ersten Schritt ergeht an einen nicht beschränkten Interessentenkreis die Aufforderung zur Teilnahme und Ideen, Entwürfe, Skizzen und Konzepte werden gesammelt. In einem zweiten Schritt werden einige Projekte davon ausgewählt und die Teilnehmerinnen eingeladen, diese tiefergehend auszuarbeiten. Eine mehrköpfige internationale Jury wählt das Siegerprojekt, das in weiterer Folge umgesetzt werden soll. Das Gesamtbudget von 300.000 Euro wird von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich zur Verfügung gestellt.

Die Ausschreibungsunterlagen sind ab Ende September auf den Websites der Kunst im öffentlichen Raum GmbH und der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) downloadbar.