Kunst als Verbundenheit im Aargauer Kunsthaus

In Reaktion auf die durch die Coronapandemie ausgelösten Erschütterungen gestaltet sich "Art as Connection" als eine experimentelle und offen angelegte Ausstellung. Die künstlerischen Beiträge wurden in einem kollektiven Diskurs und in enger Zusammenarbeit mit den Kunstschaffenden entwickelt. Die Arbeiten sind nicht zwingend aus dieser Krise entstanden, sondern greifen bereits vorhandene politische, soziale und künstlerische Fragestellungen auf, die sich durch die einschneidenden Herausforderungen des vergangenen Jahres zugespitzt und verstärkt haben.

Die Pandemie hat bestehende Probleme und Missstände in der Gesellschaft besser sichtbar gemacht und ihnen eine neue Dringlichkeit verliehen. In dieser Ausnahmesituation wurden wir wiederholt und unmittelbar mit Fragen zu Isolation und Ausgrenzung, Misstrauen, Krankheit und Tod, zum Wert von Solidarität und Gemeinschaft konfrontiert. Obwohl oder gerade weil wir uns zur Pandemiebekämpfung in die Vereinzelung begeben mussten, wurde deutlich, dass wir in einem engen Beziehungsgeflecht zueinanderstehen und eine derartige Krise nur gemeinschaftlich bewältigt werden kann. Kunst bietet uns die Möglichkeit, solche Verbindungen zu schaffen. Die Ausstellung "Art as Connection" thematisiert die Verbundenheit auf unterschiedlichen Ebenen.

Um verschiedene Perspektiven auf diese ungewöhnliche Zeit zu bieten und der Unsicherheit mit Offenheit zu begegnen, entwickelte das kuratorische Team des Aargauer Kunsthauses die Ausstellung im engen, bewusst kollektiv angelegten Diskurs mit den eingeladenen Kunstschaffenden. Deren Beiträge in der Ausstellung gestalten sich in unterschiedlichen Formaten – von "klassischen" künstlerischen Arbeiten, wie einer Serie von Zeichnungen oder einer Installation aus Tonobjekten, über Veranstaltungen bis hin zu sehr offen und prozesshaft angelegten Settings. Mit wenigen Ausnahmen beziehen die Kunstschaffenden weitere Protagonistinnen und Protagonisten mit ein und setzen stark auf die Arbeit in Beziehungsnetzen. Im Verlauf des Projekts wurden neben den Künstlerinnen und Künstler auch Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen des Kunsthauses involviert. Der gemeinschaftliche, verbindende Aspekt ist auch in Bezug auf das Publikum wichtig. Viele der künstlerischen Beiträge bedingen die aktive Teilnahme der Besuchenden oder laden die Öffentlichkeit dazu ein, sich einzubringen.

Mehrere Beiträge gestalten sich als Begegnungsräume, die uns zum Verweilen einladen. Die Möglichkeit, mit anderen Menschen über längere Zeit physisch zusammenzukommen, wurde in den vergangenen Monaten zum Privileg. Das Bedürfnis nach sozialem Austausch im realen Raum ist aktuell gross und dessen Notwendigkeit für eine Gesellschaft unbestritten. "Art as Connection" bietet neben der Auseinandersetzung mit Kunst Gelegenheit, sich gemeinsam in einer gestalteten Umgebung aufzuhalten, teilweise auch auf diese einzuwirken und sich auszutauschen.

Auch das Vermittlungsprojekt "Connection Nest" setzt stark auf das Moment der Verbundenheit und der Gemeinschaft. Das Museumspublikum wird eingeladen, den vielstimmigen Erfahrungen der Krise die eigene Stimme hinzuzufügen und in den Dialog zu treten. Welcher (Kunst-)Gegenstand, welches Bild, welches persönliche Objekt löst ein Gefühl der Verbundenheit aus? Was kann trösten, nähren, helfen und Halt geben in unsicheren Zeiten? Die Öffentlichkeit ist aufgefordert, eine Fotografie dieses (Kunst-)Gegenstands, zusammen mit einem kurzen Statement, per E-Mail oder postalisch einzureichen. Die Beiträge werden fortlaufend von der Künstlerin und Vermittlerin Laura Arminda Kingsley (geb. 1984 in Columbus/USA, lebt in Zürich) zu einer Videoarbeit zusammengefasst, die in der Ausstellung gezeigt wird.

Art as Connection
23. Oktober 2021 bis 9. Januar 2022