Flaka Haliti - Maybe I ate it

Der Kunstverein Friedrichshafen zeigt Arbeiten von Flaka Haliti. Ausgehend von subjektiven Erfahrungen wirft die 1982 in Pristina (Kosovo) geborene und in München lebende Künstlerin einen Blick auf unsere fragmentierte widersprüchliche Gegenwart.

Im Zentrum ihrer Praxis stehen das Individuum und die Frage, wie sich Identität in einer globalen fluiden Welt konstruiert. Ihre poetischen und hybriden, mit Ironie durchzogenen Werke, zehren von der Komik des Tragischen und erzählen von einem Leben zwischen unterschiedlichen Kulturen, von Ausgrenzung, Anpassung und dem anders Sein.

Um ihre künstlerischen Konzepte in eine visuelle Form zu bringen, nutzt Flaka Haliti Fotografie, Collage, Gebrauchsobjekte sowie grafische oder skulpturale Elemente. Ihre Arbeiten haben oftmals einen dezidiert räumlichen Bezug und münden in raumgreifenden Installationen.

Einer "Ethik der Nähe" folgend schafft sie in der Ausstellung "maybe i ate it" anhand der drei invasivsten Tierarten des Bodensees Bezüge zur zwiespältigen Gegenwart und zu gesellschaftspolitischen Realitäten wie Migration und Rassismus. Hybride Arbeiten zwischen Bild und Skulptur stellen die Silhouetten der Schwarzmundgrundel, der Quagga-Muschel sowie des Großen Höckerflohkrebs dar. Diese drei Arten "immigrierten" vermutlich mit Hilfe von Frachtschiffen aus dem Schwarzmeerraum in den Bodensee. Sie sind also, wie die Arbeit Things keep falling to earth suggeriert, Phänomene, die sich, den Gesetzen der Natur gehorchend, ereignen und nicht mehr umzukehren sind.

Im Anbetracht der Paradoxien, die durch die Versuche entstehen, unsere Umweltproblematiken zu lösen, rekontextualisiert Haliti das Ökosystem des Bodensees und assoziiert dessen natürliche Gesetze mit dem menschlichen Zusammenleben. Ihr Vorgehen ist von der Annahme getragen, dass ein bestimmter Ort Anlass geben kann, stellvertretend sowohl über konservative als auch über progressive Politik in den größeren Zusammenhängen von Staatlichkeit und Überstaatlichkeit nachzudenken.

In materieller und metaphorischer Hinsicht schafft Flaka Haliti durch ihre erratische ästhetische Wahl Momente der Disidentifikation. Losgelöst von vorgefertigten Denkmustern und -strukturen besteht sie darauf, dass Diversität als Beziehungsgeflecht und nicht als absolute Macht verstanden werden sollte, die den Anspruch auf Rechte und Repräsentation erst legitimiert.

Drei raumhohe Wandarbeiten mit Schriftzügen wie "Black Lives Matte" und "Supremacy" besitzen die Anmutung von überdimensionalen, mehrfach überklebten Plakatwänden und sind Versatzstücken der Lebensrealität. Immer wieder werden die Betrachter durch Aussagen und Fragen wie "I’m imitating you, but you are changing all the time" oder "Whose Utopia we Shall Return to?" in einen existentiellen Dialog verwickelt.

Flaka Haliti - Maybe i ate it
13. Dezember 2021 bis 13. Februar 2022