Wie Grün in die Stadt gekommen ist

Der Titel und die zwei metallisch glitzernden Farbpunkte am Cover sind schlüssig – die kleine Pointe ist nämlich das Bärenhäufchen. Eine idyllische Waldlichtung mit Teich und erfreulicher Artenvielfalt wird von Investoren entdeckt. In kurzer Zeit werden dort Häuser gebaut, Boden versiegelt – und völlig auf das Grün vergessen. Nur der Teich bleibt bestehen und erreichbar einzig von den Vögeln. Die besorgten Tiere im Wald denken sich eine Strategie aus, wie sich Biodiversität und Lebensqualität wieder einstellen könnten und treten in Aktion.

Erzählt wird die Geschichte natürlich anders: Die Vögel überfliegen eifrig den neuen Ort und lassen Kirschkerne fallen, "Hase und Igel, Fuchs und Maus sammelten Sträucher- und Baumsamen in ihrem dichten Fell, schlichen sich in die Stadt und streiften sie an den Hausmauern ab. Selbst der Hirschkäfer brachte so viele Samen, wie er tragen konnte hinüber zu den Menschen", die Eichhörnchen schwirren aus und verstecken ihre Vorräte in Mauerritzen und "betonfreie" Winkel, und schließlich frisst der Bär ganz viele Früchte mit Kernen und läuft eilig in die Stadt um sein Häufchen zu machen, "das war zwar nicht fein, aber sinnvoll".

Konzentriert und mit wenigen Worten werden in diesem schön-formatigen, haptisch sehr ansprechenden Buch die großen Themen der Zukunft in der Stadt und der Lebensräume für Mensch und Tier behandelt. Künstlerisch und doch konkret schafft Linda Wolfsgruber Atmosphäre: zuerst mit den Tieren im Wald, dann die Baustelle, wo durchaus ansprechende Architektur entsteht – man hat halt auf das Grün vergessen –, wie die Samen und Kerne bei Tag und Nacht in der Stadt landen und zum guten Ende, wie die Menschen diesen, nach einer Weile entstehenden Mehrwert auch schätzen können. So wichtig, dass es Bilderbücher wie dieses gibt!

Das Bärenhäufchen
Text und Illustration: Linda Wolfsgruber
Buchgestaltung: Florian Albrecht; 226 x 320 mm, 32 Seiten, Kunstanstifter, 2021, ISBN 978-3-948743-13-0