Eine paradiesische Welt aus Sicht der Pflanzen

Wovon träumen Bäume eigentlich? Was wünschen sie sich? Was würden sie uns Menschen mitteilen, könnten wir uns verständigen? Mit "The Sonnenschein Rhapsodies" kreiert das Künstlerduo Böhler und Orendt eine multimediale raumgreifende Installation im Kunst Haus Wien, die von der Vision einer paradiesischen Welt aus Sicht der Pflanzen erzählt. Animierte malerische und skulpturale Elemente treffen auf eine mehrstimmige Sound-Ebene, die das Leben von Bäumen und ihre wichtige Bedeutung für unser globales Ökosystem in den Fokus rückt.

Für ihre eigens für das Kunst Haus Wien entwickelte Arbeit verbindet das Künstlerduo vorgefundene Architektur, filmische Animation, Malerei, Skulptur, Text und Gesang zu einem multimedialen Kammerspiel: Zwischen einem Wald aus überdimensionalen stilisierten Blättern liegen "Baum-Cyborgs" auf bunten Strandliegen. Die Wesen aus Baumstämmen und animierten Gesichtern erzählen von einer paradiesischen Welt, sie schwärmen von Sommerregen und frischem Grundwasser und träumen von der sanften Berührung ihrer Rinde durch den Schweif eines Eichhörnchens. Wie eine Rhapsodie entfalten sich die Stimmen der Baum-Protagonisten im Ausstellungsraum und verdichten sich stellenweise zu einem Chor, der wie ein Mantra in den Ohren der Besucher:innen nachklingt.

Anhaltende Dürre, Abholzung, Monokulturen, Verlust der Biodiversität und Bodenversiegelung sind nur einige der menschengemachten Probleme, die unsere Wälder heute bedrohen. Die Baum-Cyborgs von Böhler und Orendt klagen aber nicht an, vielmehr fantasieren sie von paradiesischen Zuständen, die in Anbetracht der düsteren Prognosen für unsere Ökosysteme wie ferne Wünsche erscheinen. Die Künstler geben mit ihrer Installation den Bäumen ein Gesicht, vermenschlichen sie sozusagen und verleihen der Natur damit eine Sprache.

Mit Poesie, Humor und romantischen Narrativen führen Böhler und Orendt die tragische Differenz zwischen dem Sehnsuchtsbild einer intakten Natur und dem ökologischen Ist-Zustand außerhalb des Ausstellungsraumes vor Augen. Weder das künstliche Aussehen der Baumwesen noch der Inhalt ihrer Geschichten passen mit der Realität zusammen und gerade durch dieses Spannungsverhältnis vermag das Kammerspiel für das fragile Gleichgewicht der Natur zu sensibilisieren. Auch wenn Böhler und Orendt mit ihrer künstlerischen Arbeit ganz bewusst keinen konkreter Handlungsauftrag geben, verstehen sie ihre Installation doch als Anregung, die eigene reale Lebenswelt so lebensfreundlich für Pflanzen, Tiere und Menschen zugleich zu gestalten, dass sie sich feiern und besingen lässt.

Matthias Böhler (geboren 1981 in Aachen, Deutschland) und Christian Orendt (geboren 1980 in Sighișoara, Rumänien) kollaborieren seit 2008 als Künstlerduo. Ihr künstlerisches Interesse kreist vorwiegend um die tragischen, komischen und absurden Auswirkungen menschlicher Einflussnahme auf die Geschicke der Erde, die sie in Mischformen unterschiedlichster künstlerischer Medien reflektieren. Zuletzt realisierten sie die interaktive multimediale Skulptur "Kwirki, der Sendebote" am Floridsdorfer "Spitz" im Rahmen von KÖR Wien. Matthias Böhler und Christian Orendt leben und arbeiten in Berlin.

The Sonnenschein Rhapsodies
Böhler & Orendt
Kuratorin: Sophie Haslinger
Bis 29. Mai 2023