Mit Haydns "Jahreszeiten" feiert die Chorakademie Vorarlberg ihr 15jähriges Jubiläum

26. April 2023 Martina Pfeifer Steiner —
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Dem Wiener Stephansdom-Kapellmeister Markus Landerer gelingt es immer wieder mit der eigens dafür gegründeten Chorakademie Vorarlberg anspruchsvolle und wichtige Werke der Chor-Orchesterliteratur im Ländle zur Aufführung zu bringen. Im Jubeljahr ist es das Oratorium "Die Jahreszeiten" von Joseph Haydn, ein Werk, in dem die glücklichen Menschen im Einklang mit der Natur stehen und die Jahreszeiten auch als Abfolge verschiedener Epochen eines Lebens dargestellt werden.

Begonnen hat aber alles vor mehr als fünfzehn Jahren. Markus Landerer, damals Domkapellmeister am Dom St. Nikolaus in Feldkirch, stellte für die Aufführung von J.S. Bachs Weihnachtsoratorium einen dem Werk adäquaten größeren Projektchor zusammen – und es war großartig! Als er Feldkirch 2007 wegen der Berufung an den Wiener Stephansdom abhanden kam, war es wohl die Verbundenheit mit dem engagierten Kreis begeisterter Chorsänger:innen, die Markus Landerer für außergewöhnliche, ein Mal jährlich im Ländle aufgeführte Chorkonzerte gewinnen konnte. Die Chorakademie Vorarlberg wurde gegründet.

Rund neunzig ambitionierte, sehr erfahrene Chorsänger:innen wie Chorleiter:innen aus Vorarlberg und der Bodenseeregion haben sich zusammengefunden. Die Probenarbeit für die Meisterwerke ist anspruchsvoll, und seit der denkwürdigen Aufführung der Messe in h-Moll von Johann Sebastian Bach zum 10-Jahres-Jubiläum ist Vorsingen und Einstudieren im Selbststudium der anspruchsvollen Chorliteratur Pflicht. "Am Schluss sind alle Interpretation geworden, sind im gemeinsamen Ausdruck verschmolzen, haben das Glück von musikalischer Lebendigkeit und Perfektion gleichermaßen erlebt", meint Markus Landerer. Beschenkt sind damit nicht nur die Beteiligten sondern genauso das treue Publikum.

Zu weiteren besonderen Höhepunkten zählen für den musikalischen Leiter "ganz sicher die Aufführungen von Beethovens visionärer 'Missa Solemnis' im März 2020 – zum einen war es ein unglaublich beglückendes Gefühl, diesen Mount Everest der Chorliteratur zu besteigen, zum anderen brach wenige Tage später der erste Corona-Lockdown über unser Leben herein, und das hat uns die gemeinsam erlebte Energie bei den Konzerten im Nachhinein noch einmal viel kostbarer erscheinen lassen." (siehe auch Artikel auf Kultur Online)

Wurde bzw. wird bei Bach und Händel von Anfang an mit dem – eigentlich zeitgleich gegründeten – Vorarlberger Barockorchester Concerto Stella Matutina musiziert, ist es bei Joseph Haydns Jahreszeiten wieder die "Sinfonietta Vorarlberg", die – vor allem Vorarlberger – Berufsmusiker vereint und sich neben der rein orchestralen Musik vermehrt dem Oratorium und der Oper widmet.

Nun zum Werk, das in diesem Jubiläumsjahr aufgeführt wird: Gleich nach dem Riesenerfolg der "Schöpfung" (1798) komponierte der hochbetagte Joseph Haydn freudig sein viertes und letztes Oratorium als volkstümliches Singspiel, das in manchem wie eine Fortsetzung wirkt. Waren es in der "Schöpfung" die einzelnen Tage der Welterschaffung, so ist es in "Die Jahreszeiten" ein Verlauf von Frühling bis zum Winter, der über drei Solostimmen und Chor eindrücklich geschildert wird.

In vier großen Kantaten werden die Jahreszeiten aus Sicht des Bauernvolks vermittelt: Der Pächter Simon (Bass), dessen Tochter Hanne (Sopran) und der junge Bauer Lukas (Tenor) sind die Erzählstimmen. Frühling ist die Zeit der Saat und Hoffnung, nach dem Ende des Winters. Im zweiten Teil wird ein Tag im Sommer geschildert, der nach dramatischem Gewitter im Abendfrieden ausklingt. Im Herbst freut sich der Landmann über die reiche Ernte, Hanne und Lukas schwören sich ewige Treue. Dann geht es vom Feld in den Wald und die erfolgreiche Hirschjagd wird besungen; bei der Weinlese übermütig getanzt und vor allem getrunken. Mit dem Winter legt sich dichter Nebel übers Land und Dunkelheit macht sich breit. In der warmen Stube wird gesponnen, geschwätzt und gesungen. Die Arie des Simon erweitert die Thematik schlussendlich in eine metaphysisch-religiöse Ebene und vergleicht den Verlauf der Jahreszeiten mit dem des Menschenlebens.

Lassen wir zum Schluss noch eine Alt-Stimme aus dem Chor zu Wort kommen. Beatrix Bitschnau: "Fordernd und akribisch die Probenarbeit, beglückend und berührend das Erlebnis bei den Konzerten. Unendlich dankbar bin ich für die 15 Jahre, in denen ich derart großartige und anspruchsvolle Chorliteratur kennen und lieben lernen durfte."

Joseph Haydn – Die Jahreszeiten hob. XXI:3
Musikalischer Leiter: Markus Landerer
Chorakademie Vorarlberg
Sinfonietta Vorarlberg
Solisten: Cornelia Horak, Sopran; Daniel Johannsen, Tenor; Martin Summer, Bass

Samstag, 6. Mai 2023, 19.30 Uhr
Sonntag, 7. Mai 2023, 11.00 Uhr
Kapelle der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik, Feldkirch

Samstag, 20. Mai 2023, 20.30 Uhr
im Stephansdom, Wien