Das Wirken von Adolf Frohner an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien

Von 1972 bis 2005 war Adolf Frohner (1934–2007) in verschiedensten Funktionen an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (heute Universität für angewandte Kunst) tätig. Zunächst als außerordentlicher Professor für Aktzeichnen wurde er zum Leiter der Meisterklasse für Malerei und schließlich zum Dekan und Prorektor ernannt.

Die Ausstellung im Forum Frohner in Krems setzt sich mit prägenden Lehrpersönlichkeiten der Generation 1930 auseinander, die zeitgleich mit Frohner an der Angewandten tätig waren: Oswald Oberhuber, Hans Hollein, Maria Lassnig, Peter Weibel oder Helga Philipp sowie der Kunsttheoretiker Manfred Wagner.

Besonders während der Zeit, als Adolf Frohner den legendären Abendakt leitete, versammelte er seine Kolleg:innen und Student:innen um sich. So bildete seine Abendakt-Klasse ein Zentrum für den Austausch an der Angewandten. Mit Hannes Androsch, Bruno Kreiskys Vizekanzler und Finanzminister, organisierte Adolf Frohner die Ausstellungsserie „konfrontationen“. Diese ermöglichte den Studierenden erste öffentliche Auftritte.

In den 1970er-Jahren wurde die Angewandte durch Oswald Oberhuber geprägt. Als Rektor und Professor für Gebrauchsgrafik brachte er mit Peter Weibel, Peter Gorsen oder Hans Hollein neue Disziplinen in die Lehre an der Angewandten ein: Die Lehrstühle für neue Medien, Performance und Industrial Design waren geboren. Oswald Oberhubers Ära ging durch innovative Neubestellungen in die Kunstgeschichte ein. Außerdem wagte er den Versuch, internationale Künstler:innen wie Joseph Beuys an die Angewandte zu holen.

Wichtige Persönlichkeiten wie der Theoretiker Manfred Wagner, der 1974 in die Lehrtätigkeit eintrat und die Lehrkanzel für Kultur- und Geistesgeschichte begründete, bildeten Frohners Kolleg:innenschaft. Dazu gehörten auch heute renommierte Künstler:innen wie Hans Hollein, später Maria Lassnig, oder ihre Vorgänger Wolfgang Hutter und Carl Unger. Sie wirkten stark auf die folgenden Generationen an Künstler:innen.

Maria Lassnig übernahm als Frau erstmals eine Meisterklasse für Malerei und Trickfilm. Grete Rader-Soulek leitete die Klasse für dekorative Gestaltung und Textil. Gemeinsam mit den Assistentinnen Helga Philipp und Martha Jungwirth waren sie für die Lehrpraxis an der Angewandten entscheidend. Dem engen Kreis um Adolf Frohner gehörte zudem Reimo Wukounig an, der bei Frohner im Abendakt war. Nach dessen Weggang fungierte Josip (Josef) Kaiser bis 2000 als Frohners Mitarbeiter und übernahm schließlich die Klasse und Leitung des Aktzeichnens. Ebenso zum engen Kreis zählten die Assistent:innen Emi Rendl-Denk und Gerhard Müller.

Die Ausstellung beleuchtet das künstlerische Netzwerk während Frohners Zeit an der Angewandten, von den postmodernen Grenzgängen Oberhubers bis zur konkreten Malerei Philipps. Die Schau stellt damit einen Dialog zwischen Schlüsselwerken der Protagonist:innen dieser Ära her und begibt sich auf Spurensuche nach dem anhaltenden Wirkkreis jener Künstler:innengeneration, die Gewohntes konsequent umzudenken vermochte. Der von Beuys eingebrachte erweiterte Kunstbegriff spielte eine zentrale Rolle und zeigt sich auch bei der von Architekt Hans Hollein in den 1970er-Jahren entwickelten installativen Arbeit „Kriemhilds Rache“, einem zentralen Werk der Ausstellung.

Frohner universitär
Die Lehre an der Angewandten
Dokumentation: Eva Choung-Fux, Thomas Römer und Edda Seidl-Reiter
Kuratorinnen: Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Elisabeth Voggeneder
Bis 2. Oktober 2022