Stadtmuseum Dornbirn: Sammelaufruf für Ausstellung 2023 „Büro für schweres Erbe“ eingerichtet

Das Stadtmuseum in Dornbirn plant für das Jahr 2023 eine Ausstellung zum „NS-Erbe in Dornbirn“. Neben einem geführten Stadtrundgang für Schüler:innen und einer Publikation wird eine kompakte Ausstellung entstehen. Sie soll in der Recherche neue Wege gehen: gesucht werden Menschen, die Fragen an die eigene Familiengeschichte haben oder Erbstücke loswerden wollen. Diese Erzählungen und Objekte werden über das Format „Recherchebüro“ gesammelt. Im „Büro für schweres Erbe“ können auch NS-Relikte – belastende und belastete Gegenstände aus dem eigenen Erbe – abgegeben werden. Die Ausstellung präsentiert zudem die Biografien der auf dem Gedenkstein verzeichneten Personen und daran geknüpfte Themen.

Sammelaufruf
Haben Sie Erbstücke aus der NS-Zeit, die Sie belasten? Fragen Sie sich, wohin damit?
Haben Sie offene Fragen zum Leben bzw. zur Rolle einer:s Angehörigen, betreffend die Zeit 1933–1955?
Wir interessieren uns dafür und recherchieren für Sie.
Bürozeiten: Freitag 10:00 bis 12:00 Uhr, ab Juni 2022
Wir bitten um Voranmeldung beim Stadtmuseum Dornbirn unter T +43 5572 306-4910 oder stadtmuseum@dornbirn.at

Geschichte „entsorgen“?

Immer wieder wollen Menschen „Erbstücke“ aus der NS-Zeit loswerden. Sie wollen aber auch verhindern, dass sie an Sammler gelangen, verkauft und gehandelt werden. So wenden sie sich an Museen. Wie der richtige Umgang mit solchen Objekten aussieht, betrifft die ganze Gesellschaft. Genau solchen Überlegungen will sich das Stadtmuseum ausgehend von dem Gedenkstein „Widerstand und Verfolgung“, der 1993 vor dem Hintereingang des Museums errichtet wurde, stellen. Welche Namen kommen auf den Gedenkstein und welche nicht? Wo verläuft die Grenze zwischen NS-Devotionalie und vielschichtigem Erinnerungsobjekt? Was bewahren wir im Museum auf und was nicht? Teller mit NSV-Emblem („Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“) und Hakenkreuz mit Slogan „Modell des Amtes Schönheit der Arbeit“ wurden beispielsweise im Ferienheim Maien bis ins 21. Jahrhundert verwendet, bis ein Besucher damit an die Medien ging. Das Ferienheim stellte sich der Diskussion und übergab das Geschirr an die Stadt Dornbirn und damit an das Stadtmuseum.

Erbschaften einer Stadt

Das Stadtmuseum Dornbirn ließ parallel zum Gedenkstein-Projekt eine Publikation verfassen. Sie wird im Rahmen einer neuen Reihe zu den „Erbschaften einer Stadt“ veröffentlicht werden. Das Buch erzählt die Biografien der auf dem Gedenkstein verzeichneten Personen und führt zu deren Lebens- und Wirkungsorten in der NS-Zeit. Die Dornbirner Autorin Irmgard Kramer verfasste einen mit ihrer eigenen Familiengeschichte verwobenen Text auf Basis von historischer Fachliteratur. Er soll Erwachsenen als Begleitbuch zum Gedenkstein in der Stadt dienen.