"Kleiner Nick"-Zeichner Jean-Jacques Sempé †

Der französische Zeichner Jean-Jacques Sempé ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 89 Jahren in seinem Ferienort gestorben. Sempé wurde insbesondere durch seine Illustration der Reihe "Der kleine Nick" über eine Kindheit im Frankreich der 1950er Jahre international bekannt. Die Figur des kleinen Jungen erfand Sempé in Zusammenarbeit mit dem "Asterix"-Autor Rene Goscinny. Die erste Geschichte erschien am 29. März 1959 in der Regionalzeitung "Sud-Ouest Dimanche". Binnen sechs Jahren wurden mehr als 200 Episoden um Nick veröffentlicht. Sie erschienen später als Bücher und wurden in 30 Sprachen übersetzt.

Darüber hinaus illustrierte Sempé so viele Titelseiten des für seine künstlerisch hochwertigen Cover bekannten US-Magazins "New Yorker" wie kein anderer Künstler. Neben dem Welterfolg "Der kleine Nick“ und "Die Geschichte von Herrn Sommer“ von Patrick Süskind hat er als Autor und Zeichner zahlreiche Alben publiziert.

Sempé kam am 17. August 1932 in Pessac bei Bordeaux zur Welt. Seine ersten Zeichnungen veröffentlichte er bereits 1950, zunächst noch unter einem Pseudonym. Der Nachwelt hinterlässt der Zeichner und Cartoonist über 40 Bildbände, in denen er mit liebevoll-ironischem Strich die Welt analysiert. Dabei nahm er den Charme der Bourgeoisie ins Visier, ebenso wie den kleinen Mann und die Reichen und Schönen.

John Lichfield bezeichnete Sempé als ein Meister der Panorama-Zeichnung. Typisch dabei der hohe oder entfernte Standpunkt, von dem aus er winzige menschliche Figuren in einer Landschaft oder einer aufwendigen Stadtansicht zeichnet. Im Gegensatz zu vielen anderen Karikaturisten, die ihre Zeichnungen auf die zentrale Aussage fokussieren, bettet Sempé seine Figuren in eine detaillierte Umgebung ein, die die Pointe verstärkt oder auch von ihr ablenkt.

Imre Grimm beschreibt Sempés Thema als die "Idylle im Monströsen“. Seine zerbrechlichen Helden seien in der Welt permanent überfordert. Sempé selber äußerte einst in einem Interview: "Mensch zu sein erfordert enorm viel Tapferkeit". Der Antrieb seines Zeichnens sei, "weil ich mich nicht verstehe und weil ich die Welt nicht verstehe“. Über die Menschen lerne er am meisten, indem er sie beobachte.