Wie groß ist der Platzbedarf eines ausgewachsenen Stadtbaumes?

Um die gefühlten Temperaturen auf Straßen und Plätzen in der Klimakrise erträglich zu halten, braucht es vor allem mehr schattenspendende Bäume. Wie viel Platz braucht aber eigentlich ein ordentlicher Schattenspender? Die Dimension eines Wurzelraumes wird im Architekturforum Oberösterreich (afo) veranschaulicht.

Albert, ein Spitzahorn, ist über den Sommer in den Ausstellungsraum eingezogen. Die Installation schließt thematisch an die letzte große Ausstellung "Boden für Alle" an und ist Vorbote für den Herbst, wo es um das Stoffwechselsystem der Stadt gehen wird.

Beim Spazieren durch Stadträume sehen wir Linden, Platanen, Kastanien und viele andere Baumarten jeweils mit Stamm und Laubkrone. Bäume und im speziellen Stadtbäume brauchen Platz, um sich entfalten zu können. Aber der Platz unter dem Pflaster ist eng. Die Pflanzen konkurrieren mit Parkplätzen und auf Tiefgaragen wird mit Humusschichten gegeizt. Dazu kommt noch ein unterirdisches Gewirr von Rohren und Leitungen. Wie groß der Platzbedarf eines ausgewachsenen Stadtbaumes tatsächlich ist, wird in der Installation im afo sichtbar.

Ein Sturm im April 2022 riss Albert, einen Spitz-Ahorn mit ca. 80 Jahren samt seines Wurzelwerks aus dem Boden im Bauernbergpark in Linz. Durch die jüngste Zusammenarbeit mit den Aboristen (Baumpfleger) entstand die Idee, die Dimension eines Wurzelstockes im Ausstellungsraum zu veranschaulichen.
Ein Großteil des Wurzelstocks ragte bereits aus dem Erdreich heraus. Mit einem mobilen Druckluftkompressor wurde anhaftende Erde entfernt und sein Gewicht dadurch um zwei Tonnen reduziert. Für den Ausstellungsraum im afo musste der Wurzelstock erst geteilt werden, damit er durch die Ausstellungstür passte. Danach wurden die beiden Teile wieder miteinander verschraubt. Beeindruckend ruht der Fuß von Albert nun im afo und ist durch die Fenster von außen zu bewundern. Ursprünglich war er 30 Meter hoch.

Jeder gefällte Baum dieser Größe ist ein Verlust. Bäume, wie Albert sind Teil eines funktionierenden Stadtklimas und benötigen unsere Aufmerksamkeit. Albert ist mit seinem mächtigem Umfang Repräsentant für den Baumbestand in unseren Städten. Um in befestigten Flächen überleben zu können, benötigt urbane Vegetation ausreichenden, unterirdischen Retentionsraum zur Speicherung von Niederschlag. Die Größe Alberts lässt erahnen, dass der Platzbedarf und dessen Qualität unter dem Straßenniveau maßgeblich für einen gesunden Wuchs sind. Ein durchwurzelbares Porensystem versorgt Stadtbäume nachhaltig mit Luft, Wasser und Nährstoffen.

Städte verändern sich. Oder sollten es zumindest. Hitzeperioden, Starkregen mit Überflutungen und Trockenheit sind auch in urbanen Gebieten zunehmend spürbar. Die Planung und Gestaltung unserer Städte ist zukünftig vermehrt auf einen nachhaltigeren Wasserhaushalt angewiesen. Das Prinzip der Schwammstadt ist ein Lösungsansatz, um Städte resilient gegenüber Klimaveränderungen zu gestalten. Dieses Prinzip nutzt die Stadtoberfläche zum Sammeln von Regenwasser, anstatt den Niederschlag durch die Kanalisation aus der Stadt zu leiten. Die Integration von Versickerungsflächen, begrünter Fassaden und Überflutungsbecken in die Stadtstruktur füllt das Grundwasser auf, sorgt für eine natürliche Klimatisierung und wirkt Überschwemmungen entgegen.

Wurzelraum
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