Martin Noël im Städtischen Kunstmuseum Reutlingen

26. September 2012
21.07.2012 bis  30.09.2012
Bildteil

Von 21. Juli bis 30. September zeigt das Städtische Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen eine monographische Ausstellung mit Werken des 2010 verstorbenen Malers und Holzschneiders Martin Noël. In den achtziger Jahren, in denen der Holzschnitt eine neue Renaissance erlebte, hatte sich Martin Noël (*1956) dem traditionsreichen Medium zugewandt und zählte bald zu den wichtigsten Protagonisten des modernen Hochdrucks. Auch sein übriges Werk sollte schließlich von den Gestaltungsprinzipien, die sich der Künstler auf diesem Feld erarbeitet hat, seinen Ausgang nehmen.

Im Jahr 2001 wurden Martin Noëls Holz- und Linolschnitte in einer Ausstellung im Spendhaus gezeigt. Die neue Ausstellung, die nun zu einer Gedächtnisausstellung geworden ist, umfasst zwar auch druckgrafische Arbeiten, will aber insgesamt einen breiteren Überblick über das Schaffen des Künstlers vor allem in seinen letzten Lebensjahren geben. So sind unter anderem auch Zeichnungen, überarbeitete Druckstöcke sowie seine kurz vor seinem Tod entstandene großformatige Malerei zu sehen.

In seinen Zeichnungen und in seinen druckgrafischen Arbeiten geht der Künstler deutlich von der Beobachtung seiner eigenen Umgebung aus. In Skizzenbüchern und Fotografien werden zum Beispiel unspektakuläre Spuren in der Stadtlandschaft wie Risse und Schatten, Pflanzenformen oder auch physiognomische Details festgehalten und dann zu teilweise kalligrafisch anmutenden, zeichenhaften Formen verdichtet. In seinen Holz- und Linolschnitten scheinen diese Formen vor den monochromen Flächen regelrecht zu schweben. Diese leuchtenden, farbsatt aufgetragenen Farben gaben Noëls Holz- und Linolschnitte schon immer einen unverwechselbaren Status zwischen Druckgrafik und Malerei. Insofern erscheint es nur folgerichtig, dass der Künstler schließlich seinen Weg zur Malerei fand. Seine späten Leinwandbilder belegen eindrucksvoll, dass die krankheitsbedingte körperliche Einschränkung dem Künstler offensichtlich gleichzeitig neue malerische Möglichkeiten eröffnete.

Martin Noëls Experimentierfreude, seine immerwährende intensive Suche und präzise Auseinandersetzung mit den für ihn zentralen Themen, mit der Farbe und mit der Oberflächenbeschaffenheit unterschiedlichster Materialien, werden in der Präsentation im Spendhaus besonders eindrucksvoll erfahrbar.

Eine ganz besondere Veranstaltung steht ganz am Ende der Ausstellung auf dem Programm: Am Sonntag, 30. September, um 17 Uhr wird der schwedische Jazzposaunist Nils Landgren, der mit dem Künstler eng befreundet war, zusammen mit Sebastian Studnitzky mit seinem Auftritt im Spendhaus gewissermaßen den musikalischen Schlusspunkt für die Ausstellung setzen.

Martin Noël. Schichtwechsel
21. Juli bis 30. September 2012