Befreites Formenvokabular voller Dynamik

Vom 6. März bis 4. Mai 2008 zeigt das Zürcher Haus Konstruktiv eine Ausstellung mit Arbeiten der US-Künstlerin Joanne Greenbaum. Die 1953 in New York geborene Greenbaum verbindet in ihrer Malerei kühle Systematik mit Expressivität und strenge Konstruktion mit unbeschwerter, ausdrucksstarker Farbgewalt. Mit ihren meist grossformatigen Gemälden gelingt es ihr, dem Medium Malerei ein ganz neues Potential abzugewinnen.

Geometrische und organische Formen verschränkt sie in einer komplex angelegten Behandlung des Bildraumes, in dem sowohl Anklänge an den Konstruktivismus wie auch an die Ästhetik von Comics auftauchen. Was Joanne Greenbaums Werk von dem vieler anderer abstrakter Künstlerinnen und Künstler ihrer Generation unterscheidet, sind vor allem der Assoziationsreichtum und das Spielerische ihrer Kompositionen, die erst auf den zweiten Blick ihre Systematik zu erkennen geben.

Greenbaums Gemälden fehlt ganz die gravitätisch anmutende Strenge, die sonst vielen geometrisch-konstruktiven Werken zu eigen ist. Ihre farbintensiven und an Formenvielfalt dichten Strukturen scheinen einerseits auf Diagramme, Planskizzen oder architektonische Gebilde zu verweisen und erinnern andererseits, in ihrer vitalen Freiheit, an Kinderzeichnungen. So ist, obschon Greenbaums Bilder im wesentlichen auf einer geometrischen Formensprache basieren, ein gewisser Bezug zur Ästhetik der Pop Art gegeben.

Das aus Linien, Kreisen, Punkten und Rechtecken aufgebaute Formenvokabular wie es die Protagonisten der konkreten Malerei Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt haben, wird von Greenbaum so stark gedehnt, gezerrt und überlagert, dass daraus der Eindruck einer bizarren Gegenständlichkeit entsteht. Die Elemente wuchern zu einer Einheit zusammen und scheinen nicht selten über den Bildrand hinauswachsen zu wollen. Es sind Gebilde voller Dynamik und Asymmetrie, die vielleicht gerade deshalb den Blick und das Gemüt des Betrachters so stark bannen.

Greenbaums Werk strahlt ein starkes Selbstbewusstsein und eine absolute Hingabe an das Medium Malerei aus, das die Künstlerin voller imaginativer Energie immer wieder neu auslotet. Kaum einem anderen zeitgenössischen Künstlerkollegen gelingt es auf so überzeugende Weise, rein formale, spielerische und metaphysische Elemente miteinander zu vereinen und verschiedene Aspekte der Kunst seit Beginn der Moderne so für sich nutzbar zu machen, dass daraus etwas ganz Eigenes, Frisches und bisher Ungekanntes entsteht.

In den USA und in Europa war Greenbaum bereits in zahlreichen namhaften Galerien und wichtigen Gruppenausstellungen vertreten. Haus Konstruktiv wird der Künstlerin nun erstmals eine umfangreiche Einzelausstellung im musealen Rahmen widmen, um das ungemein vitale Oeuvre dieser aussergewöhnlichen Malerin einem breiten nationalen und internationalen Publikum bekannt zu machen.


Zur Ausstellung, die in Kooperation mit dem Museum Abteiberg in Mönchengladbach entsteht, erscheint ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag.

Joanne Greenbaum – Malerei
6. März bis 4. Mai 2008