Ars Porcellana

Auf Anregung des documenta-Initiators Arnold Bode (1900-1977) entstand ab 1964 eine Reihe von Reliefs in Porzellan, die von den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern gestaltete wurde. Henry Moore, Lucio Fontana, Victor Vasarely, Günther Uecker, Bernhard Heiliger, Karl Hartung, Gio Pomodoro, Wilhelm Loth, Joannis Avramidis und etliche andere Künstler beteiligten sich an diesem Versuch, die Gegenwartskunst der 1960er Jahre in Porzellan umzusetzen.

Anlässlich der III. documenta, der Überblicksschau zeitgenössischer Kunst 1964 in Kassel, die unter dem Motto "Bild und Skulptur im Raum" gestanden hatte, war die Idee entstanden, plastische Objekte in Porzellan zu formen und damit bezahlbare Kunst in Auflage zu schaffen. Der Unternehmer Philip Rosenthal hatte diese Anregung begeistert aufgegriffen und als Chance zur Erneuerung der künstlerischen Porzellangestaltung verstanden. Die Realisierung des Projekts gestaltete sich schwierig, da die Künstler kaum Erfahrung mit diesem Material hatten und ihre Entwürfe entsprechend kompliziert umzusetzen waren. In enger Zusammenarbeit mit den Porzellanformern stimmten die Bildhauer und Objektkünstler ihre Entwürfe auf die Umsetzbarkeit in Porzellan ab. Im Jahr 1968 wurden die ersten Ergebnisse dieses Projekts in einer Ausstellung des Kölner Kunstvereins der Öffentlichkeit präsentiert, diese Präsentation wurde im Ausland mehrfach wiederholt.

Die stilistisch sehr unterschiedlichen arbeitenden Teilnehmer der Reliefreihe entwarfen sowohl dekorative Arbeiten mit eher malerischer Wirkung, schönlinige Objekte, die dem Material Porzellan entgegenkommen und echte Bildhauer-Reliefs, die auch in Bronze denkbar wären. Figürliche Arbeiten waren in der Minderheit, abstrakte Werke zeigten sowohl biomorphe wie streng geometrische Formen, ebenso waren Vertreter der Kinetik und der OpArt in der Reihe vertreten. Die Auflage der einzelnen Reliefs lag zwischen 6 und 100 Exemplaren, einzelne Objekte waren schnell vergriffen, die gesamte Reihe wird seit Jahren nicht mehr hergestellt. Aus der Rosenthal Relief Reihe entwickelte sich die Limitierte Kunstreihe, bei der künstlerische Objekte, Möbel und Dekorentwürfe von namhaften bildenden Künstlern geschaffen wurden. Anlässlich des Todes von Philip Rosenthal im Jahr 2001 wurde eine weitere Kunstreihe initiiert, die als Hommage an den langjährigen Firmenchef 17 weitere künstlerische Objekte hervorbrachte.

Die Ausstellung präsentiert nicht nur die Reliefserie fast vollständig, sondern ergänzt die offizielle Porzellanreihe um Arbeiten, die aus unterschiedlichen Gründen verworfen worden waren. Dazu kommen weitere Objekte aus der Limitierten Kunstreihe sowie Arbeiten aus der Hommage an Philip Rosenthal, insgesamt werden 75 Objekte aus Porzellan präsentiert. Mit diesen reizvollen und absolut raren Werken gelingt ein eindrucksvoller Blick in die Arbeit der Künstler mit dem schwierigen Material Porzellan.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Edith Behnke und Josephine Gabler (ca. 60 Abb., ca. 100 Seiten, ca. 15 EUR)

Ars Porcellana

Die Rosenthal Relief Reihe
25. April bis 7. Juni 2009