Paul Klee. Farbe, Form und Linie

Die Sammlungsausstellung "Paul Klee. Farbe, Form und Linie" schliesst nahtlos an die Ausstellung "Paul Klee. Seltene Früchte" an. Ausgeprägter noch jene setzt sie sich mit den künstlerischen Bild- und Gestaltungsansätzen im Schaffen von Paul Klee auseinander. Das besondere Interesse gilt dabei dem Zusammenspiel und Spannungsverhältnis der Hauptelementen bildnerischer Darstellung: Farbe, Form und Linie.

Während Klee in der Beherrschung von Linie und Form schon früh zu grosser Sicherheit fand, näherte er sich der Farbe über ausgedehnte Versuche mit tonalen Abstufungen behutsam an. Die Linie bezeichnete er als "mein Ureigentum". Aus dem Spiel vom Überschneidungen, linearen Konvergenzen und Divergenzen eröffnete sich Klee eine unerschöpfliche Fülle von Form- und Gestaltmöglichkeiten. Diese können sich variantenreich in abstrakten und geometrischen Formmustern verdichten oder assoziative Bezüge zu Gegenständen der Wahrnehmung schaffen. In Klees Schaffen besonders ausgeprägt, in der Annäherung an menschliche Physiognomien.

Die Linie als elementare Form der Energie wird in Klees Werkverständnis oft zu einem Äquivalent von Verwandlungs- und Formungsprozessen in der Natur, die ihrerseits mit den übergeordneten kosmischen Gesetzen korrespondieren. Linien verwandeln sich in Wasserläufe, scheinen im Wind zu spielen, folgen dem Wandel der Elemente. In anderen Bildeinfällen komponiert Klee mit Farbe, Form und Linie Phantasiegebilde, feine, entmaterialisierte Konstruktionen und Strukturen, die im Bildraum zu schweben oder zu treiben scheinen und an imaginäre Apparate oder Raumgebilde erinnern.
In Klees spätem Schaffen treten Farbe, Form und Linie in ein Spannungsverhältnis zwischen Annäherung und scharfer Kontrastierung. Lineare Elemente markieren und akzentuieren die Grenzen der Farbflächen oder schreiben sich assoziativ als Figurationen und Formen in diese ein.

"Das Licht und die rationellen Formen liegen im Kampf, das Licht bringt sie in Bewegung, biegt gerade, ovalisiert parallele, dreht Kreise in die Zwischenräume, macht den Zwischenraum aktiv. Daher die unerschöpfliche Mannigfaltigkeit."
Tagebuch III . München 1908/Juli

Paul Klee. Farbe, Form und Linie
11. September 2010 bis 16. Januar 2011