Emil Nolde in der Schweiz

Emil Nolde (1867–1956) ist einer der führenden Vertreter des Deutschen Expressionismus. Berühmt wurde er mit seinen Darstellungen der Nord- und Ostsee und farbintensiven Südsee-Bildern. In der Ausstellung "Schneeberge, Wolkenschönheit, Wettertannen: Emil Nolde in der Schweiz" beleuchtet das Kirchner Museum Davos nun eine eher unbekannte Seite des Künstlers: Über 100 Werke und Dokumente aus der Zeit von 1892 bis 1948 zeugen von seiner anhaltenden Faszination für die Schweiz und ihre Landschaften.

Bereits 1892, als junger Zeichenlehrer in St. Gallen, war Emil Nolde begeistert von den Schweizer Bergen und wollte sie unmittelbar erleben; er wurde Mitglied des Schweizer Alpen-Clubs SAC, unternahm zahlreiche Klettertouren und bezwang dabei auch Jungfrau, Monte Rosa und Matterhorn. Ab 1894 schuf Nolde die bekannten "Bergpostkarten": 30 Werke, in denen er den Steinkolossen märchenhaft-menschliche Züge verlieh. In den 1920er und -30er Jahren folgten immer wieder Urlaube in der Schweiz, und noch 1948 unternahm der hoch betagte Nolde eine Hochzeitsreise dorthin. Auch zu den "Ungemalten Bildern" – zwischen 1938 und 1945 heimlich während des nationalsozialistischen Malverbots entstanden – gehören Bergmotive: nun nicht mehr als direkte Umsetzung der Natur, sondern als freie Erfindungen, als Traum- und Sehnsuchtsbilder.

Die Alpenwelt hält Nolde fast ausschliesslich in der Technik des Aquarells fest. Die rasch und souverän ausgeführten Werke, in denen leuchtende Farbtöne in reines Schneeweiss fliessen, veranschaulichen Noldes Erleben und die Schaffensfreude angesichts der imposanten und unberührten Natur. Seine Bilder führen uns ins Zentrum der Naturerscheinung, zeigen aber auch den Menschen als Teil von ihr: Abendhimmel leuchten über schwarzen Gebirgen, rote Gipfel erglühen über stillen Bergseen, Sportler ziehen ihre Spuren durch Schnee und Eis, Wanderer betrachten versonnen die Landschaft. Wie seine Bilder vom Meer erreichen auch Noldes Berg-Aquarelle einen hohen Grad an Abstraktion – und fordern die Natur durch Kunst heraus.

Parallel zu den Bergbildern Noldes zeigt das Kirchner Museum Davos Schweizer Landschaften von Ernst Ludwig Kirchner: Ab 1906 war Emil Nolde über ein Jahr lang Mitglied der von Kirchner mitbegründeten Künstlergemeinschaft "Brücke", und auch in den folgenden Jahrzehnten hatte Nolde immer wieder Kontakt zu Kirchner – wenngleich er ihn doch nie in Davos besuchte.

Zur Ausstellung erscheint ein Lesebuch mit autobiografischen Schriften, Briefen und Postkarten Emil Noldes zur Schweiz, zahlreichen Farbabbildungen und einem Text von Peter Stamm (Verlag DuMont, CHF 39).

Schneeberge, Wolkenschönheit, Wettertannen:
Emil Nolde in der Schweiz

5. Dezember 2010 bis 25. April 2011