The Eye is a Lonely Hunter

Der im Wilhelm-Hack-Museum präsentierte Bereich des Fotofestivals Mannheim Ludwigshafen Heidelberg soll das Verhältnis des Menschen zu seiner natürlichen Umgebung erkunden – ein Verhältnis, das sich im Laufe der Zeit ständig verändert hat. Zur Zeit der Romantik beispielsweise wurde die Natur als etwas Geheimnisvolles, Heroisches und sogar Transzendentes empfunden. Mit dem Aufkommen der Industriellen Revolution sah man sie dann als etwas an, das gezähmt, beherrscht und geradezu in Besitz genommen werden musste.

Resultate einer solchen Einstellung sind die ungezügelte Ausbeutung natürlicher Ressourcen, der Missbrauch der Umwelt und die Gefährdung oder Zerstörung fragiler Ökosysteme. Heute stellen sich uns neue Aufgaben, und wir sind gezwungen, unser Verhältnis zur natürlichen Umgebung zu überdenken. Angesichts unserer bisherigen Handlungen müssen wir die Konsequenzen ziehen und Verantwortung übernehmen.

Das schmelzende Eis der Polkappen verändert die arktische Landschaft unwiderruflich; Öl, Kohle und Gas werden rasend schnell gefördert und konsumiert, während wir die Auswirkungen auf die Umwelt noch immer leugnen; überall auf unserem Planeten wachsen die Städte explosionsartig an und dehnen sich aus wie schnellwüchsige Wälder. All dies sind Symptome einer beunruhigenden Erkrankung der Umwelt . Die Landschaftsaufnahmen in der Ausstellung "Ökologische Kreisläufe" schaffen ein visuelles Bewusstsein für die Auswirkungen der unkontrollierten menschlichen Eingriffe in die Natur und ihre Ressourcen, den Teufelskreis von Produktion und Konsum und signalisieren zugleich die Tendenz zu einem neuen ökologischen Bewusstsein und einer neuen ökologischen Verantwortlichkeit.

Die Fotografien der Ausstellung dokumentieren wie kein anderes Medium das gewaltige Ausmaß der Veränderungen der natürlichen Umgebung als Resultat menschlicher Eingriffe im 20. und 21. Jahrhundert. In ihnen werden die ökologischen Ungleichgewichte und Missverhältnisse sichtbar, zugleich wird aber auch die andauernde Erhabenheit der Natur gepriesen und im Bewusstsein wachgerufen.

Heute sind wir mit den dramatischen Auswirkungen unserer modernen Hybris gegenüber den natürlichen Kreisläufen und Systemen, die das ökologische Gleichgewicht schaffen, konfrontiert. Diese ökologischen Kreisläufe werden unter anderem durch unseren Energieverbrauch, durch die Land- und die Forstwirtschaft und durch den städtischen Lebensstil überall auf der Welt beeinflusst. Als Ausgangspunkt dienen den ausstellenden Künstlern die kultivierten und dem heutigen Leben angepassten "zivilisierten" Landschaften, die der moderne Mensch ohne Rücksicht auf die Folgen geschaffen hat – die aber zwangsläufig im Wandel begriffen sind.

Welche Rolle spielt der Mensch gegenüber der Natur, heute und in Zukunft? Wie kann unsere Beziehung zur Natur neu definiert werden, sodass dem Ticken der von uns selbst gelegten Zeitbombe Einhalt geboten werden kann? Wie können wir in uns tief verwurzelte, aber längst nicht mehr nachhaltige Haltungen und Praktiken verändern? Dies sind einige der wesentlichen Fragen, denen die Menschheit heute gegenübersteht.

The Eye is a Lonely Hunter – Images of Humankind
4. Fotofestival Mannheim Ludwigshafen Heidelberg
10. September bis 6. November 2011