Gottfried Bechtold - Mayday

In seiner ersten Ausstellung in der Galerie.Z zeigte Gottfried Bechtold (*1947 in Bregenz) eine Auswahl an Arbeiten, die in einem Zeitraum von 40 Jahren entstanden sind. Sie verdeutlichte einerseits die enorme Bandbreite und Multimedialität seines Schaffens und bot andererseits Einblicke in seine schier unerschöpflichen Inspirationsquellen. In der aktuellen Ausstellung in der Galerie.Z präsentiert er Zeichnungen von Flugzeugabstürzen.

Dementsprechend vielfältig waren die Themen und die Techniken der Ausfertigung. Im Gegensatz dazu widmet sich Gottfried Bechtold in der aktuellen Präsentation einem einzigen Inhalt, den er ausschließlich mittels Zeichnung transportiert. So liegt der Focus dieser Arbeiten auf der Abbildung von Szenarien, in denen Flugzeuge die zentrale Rolle einnehmen. Wenig überraschend, begnügt er sich dabei nicht mit dem realen bzw. technisch korrekten Nachempfinden alltäglicher Situationen. Vielmehr ist es ein Bekenntnis zu seinem starken Interesse an Bruchstellen, Spannungsfeldern, Irritationen und Unwägbarkeiten, diesen nachzuspüren und sie offen zu legen.

Aus den Mal-Etüden in Öl ergaben sich naturgemäß auch Zeichnungen von Flugzeugabstürzen, die Bechtold in allen seinen verwechselbaren Manieren des Zeichnens hervorbringt. Hat er früher einen eher prosaischen Zeichenstil gepflegt, den er aus der technisch-sachbezogenen Zeichnung entwickelt hatte und in stringenter Kurzangebundenheit einen Reichtum an nebulösen Kürzeln, lapidaren sicheren Strichen und präzis durchdachten Linien entfaltet und eine ingenieurhafte Nüchternheit der Arbeitstechnik bevorzugt (Sylvia Taraba, Hörbranz 1993), so gibt er sich momentan einer strichelnden Leidenschaft für altmeisterlich anmutende Landschaften hin. In ihrer gekrakelten Feinheit, materiellen Entrücktheit und so erzeugten Anmutung von Stille, bilden diese Landschaften einen Kontrast zu abgestürzten Fliegern, die aus einer spürbar lauten Welt stammen.

Die wie gestrandete Wale verlassen daliegenden Wracks und deren technoide Bruchstücke sind ironisch-trockene Kommentare zu Glanz, Herrlichkeit und Billigkeit des Fliegens. Die Überlebenden haben sich verlaufen oder gegenseitig verspeist. Bergeaktionen wurden gar nicht erst untergenommen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Natur und Technik haben sich einander angenähert, sind – entsprechend den Gesetzen der Schwerkraft – wiedervereint in menschenleeren, über der Baumgrenze liegenden, hochalpinen Einsamkeiten. Sylvia Taraba

Gottfried Bechtold - Mayday
9. September bis 8. Oktober 2011