Geschrieben in Nachtmeer

Carlfriedrich Claus (1930 – 1998) lebte und arbeitete als Zeichner und Schriftsteller seit den 1950er Jahren zurückgezogen in der DDR (Annaberg und Chemnitz). Unter schwierigen äusseren Bedingungen entstand ein höchst eigenständiges künstlerisches Werk, das introvertiert anmutet und doch Impulse aus aller Welt verarbeitet, von Klee und Lissitzky über die Kabbala und Mystik bis zum Informel und zur visuellen Poesie.

Die eigenwillige Mikroschrift von Claus’ meist kleinformatigen und dichten Sprachblättern zieht das denkende Betrachterauge gleichsam in sich hinein. Claus war ein Künstler-Philosoph, dem es um die "Naturalisierung des Menschen und die Humanisierung der Natur" ging. Als universell Denkender wurde er auch als der Joseph Beuys ergänzende Pol in der deutschen Kunst bezeichnet. Lange weitgehend isoliert und im Westen dennoch nicht unbekannt, suchte er seine Vorstellung einer inneren Freiheit in einem künstlerischen Kosmos von Wort, Bild und Klang zu verwirklichen. Kommunismus als Utopie bedeutete für Claus "die Überwindung einer Entfremdung des Einzelnen von sich selber, von der Welt und von den anderen Menschen".

Obwohl im Osten recht isoliert, stand Claus doch im Kontakt mit Kunstschaffenden des Westens und setzte sich intensiv mit ihren Arbeiten auseinander. Über einige hat er geschrieben oder stand mit ihnen in Briefkontakt (Arp, Hausmann, Dieter Roth). Die Präsentation versammelt solche für Claus wichtige Positionen zusammen mit seinen Briefen und Texten; ergänzt wird sie mit Arbeiten von möglichen Verwandten.

Die Ausstellung umfasst rund 160 Zeichnungen und Grafikblätter von den 1950er bis 1990er Jahren, schriftliche und filmische Dokumente sowie eine grosse interaktive Lautinstallation. Erstmals überhaupt wird auch der Fotograf Claus vorgestellt.

Carlfriedrich Claus – Geschrieben in Nachtmeer
17. September bis 20. November 2011